Wenig Hoffnung auf dauerhafte Waffenruhe
Internationale Bemühungen sind ins Stocken geraten. US-Außenminister Kerry in der Kritik.
Tel Aviv/Gaza. Ganze Straßenzüge im Gazastreifen liegen in Schutt und Asche. Fast drei Wochen massiver israelischer Angriffe haben verheerende Spuren hinterlassen. Einwohner des Palästinensergebiets stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. „Es sieht aus wie nach einem schweren Erdbeben“, sagt der 38-jährige Salman Abu Ajwa gestern. Während einer Feuerpause begutachtet er die Überreste seines Hauses im Viertel Sadschaija im Osten von Gaza-Stadt. „Alles in dem Viertel ist total zerstört.“
Die Zahl der Toten ist schon auf weit mehr als 1000 gestiegen, doch ein Ende des Blutvergießens zeichnet sich nicht ab. Die internationalen Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas gestalten sich als extrem schwierig.
US-Außenminister John Kerry gerät mit seinen Vermittlungsbemühungen derweil zwischen die Fronten. Israel und die gemäßigte Palästinenserführung von Präsident Mahmud Abbas seien aufgebracht über sein Verhalten, berichteten israelische Medien gestern. Dem Diplomaten wird vorgeworfen, er habe sich den Positionen der Hamas-nahen Vermittler Katar und der Türkei zu stark angenähert, auf Kosten von Ägypten, Israel und der Autonomiebehörde.
Namentlich nicht genannte Minister beschreiben seinen jüngsten Waffenruhe-Vorschlag, den Israels Kabinett einstimmig ablehnte, als „grotesk“. Er habe dabei Israels Sicherheitsbedürfnisse außer Acht gelassen, werfen sie ihm vor. Israel ist zwar zu einer neuen Waffenruhe bereit, besteht jedoch darauf, dass seine Truppen solange im Gazastreifen bleiben können, bis die Tunnel der Hamas zerstört sind.
Israel sieht die Tunnel im Gazastreifen als strategische Bedrohung. Der Geheimdienst wirft der Hamas vor, zum jüdischen Neujahrsfest im September einen „Mega-Anschlag“ geplant zu haben. Demnach sollten in einer Kommando-Aktion Hunderte von Hamas-Kämpfern gleichzeitig durch die Tunnel nach Israel stürmen und in den Grenzorten Menschen töten oder entführen. Beweise dafür wurden allerdings bisher nicht vorgelegt.