Wikileaks-Informanten droht lebenslange Haft
Prozess gegen Bradley Manning beginnt im September.
Washington. Der Todesstrafe konnte er zwar entgehen, gleichwohl könnte Wikileaks-Informant Bradley Manning (24) den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen müssen.
Das zuständige US-Militärgericht in Fort Meade, Maryland, entschied nun, am schwersten Vorwurf gegen den Obergefreiten, nämlich der „Unterstützung des Feindes“, festzuhalten. Der Prozess wird am 21. September beginnen.
Im Oktober 2009 wurde Manning für die US-Armee als Geheimdienstanalyst in den Irak entsandt, wo er Zugang zu streng geheimen Datenbanken der Regierung und Streitkräfte hatte.
Dort soll er über 700 000 Dokumente und Videos aus den Kriegen in Afghanistan und Irak sowie 250 000 Diplomatendepeschen von Militärcomputern illegal heruntergeladen und der Enthüllungsplattform Wikileaks zur Verfügung gestellt haben.
Dem ehemaligen Soldaten werden 22 Gesetzesverstöße zur Last gelegt. Nun entschied die zuständige Militärrichterin Denise Lind, an dem gravierendsten Vorwurf, nämlich dass Manning den Feind unterstützt habe, festzuhalten.
Zwar argumentieren die Pflichtverteidiger des ehemaligen Soldaten, er habe nicht mit Vorsatz gehandelt. Dies aber spielt nach Darstellung des Militärgerichts keine Rolle. Der Obergefreite habe wissen müssen, dass die Terrororganisation Al-Kaida auch auf anderem Wege, beispielsweise durch Medienberichte, in den Besitz der Informationen gelangen könnte, argumentierte die Richterin, die allerdings auf die Forderung nach der Todesstrafe verzichtete.
Führende Bürgerrechtsorganisationen haben die Entscheidung scharf kritisiert. In ihrem Eifer, Manning zur Verantwortung zu ziehen, schieße die Regierung Obama weit übers Ziel hinaus.