Zeitung: USA erwägen schnelleren Afghanistan-Abzug

Washington (dpa) - Das Sicherheitsteam von US-Präsident Barack Obama erwägt nach einem Zeitungsbericht einen schnelleren Truppenabzug aus Afghanistan. Gründe für die Überlegungen seien die immensen Kosten des Militäreinsatzes sowie der Tod von Terroristenführer Osama bin Laden.

Das meldete die „New York Times“ am Montag. Es sei aber noch nichts entschieden. Der Präsident wolle sich im Laufe dieses Monats in einer Rede an die Nation zu Einzelheiten des Truppenabzugs äußern, hieß es weiter.

Bislang plant Washington, von Juli an zunächst 3000 bis 5000 der insgesamt rund 100 000 US-Soldaten am Hindukusch nach Hause zu holen. Angaben über Umfang oder Zeitrahmen im Falle eines beschleunigten Abzugs werden im dem Bericht jedoch nicht gemacht. Obama hatte im vorigen Jahr die Truppenstärke massiv um 30 000 Mann erhöht. Bis 2014 wollen USA und Nato dann die Verantwortung für die Sicherheitslage am Hindukusch an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben.

Mit einer beschleunigten Rückkehr könnte auch der afghanische Präsident Hamid Karsai stärker unter Druck gesetzt werden, die Sicherheitskräfte schneller auf die Aufgabe vorzubereiten, hieß es. Aus der US-Regierung gibt es seit langem kritische Töne, dass Karsai die Sicherheitskräfte seines Landes nicht rasch genug vorbereitet. Die Bundeswehr will zum Jahreswechsel mit dem Abzug beginnen, wenn die Lage es zulässt - so ist es im Bundestagsmandat formuliert. Derzeit sind rund 5000 deutsche Soldaten in Afghanistan stationiert.

Der scheidende US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte jedoch am Wochenende vor einer zu schnellen Reduzierung der Truppenzahl gewarnt. „Ich würde die Kampfstärke so lange wie möglich maximal halten, solange der Prozess (des Abzugs) dauert - das ist doch völlig klar“, sagte er bei einem Besuch in Afghanistan. „Ich würde die Schützen behalten und die Unterstützungstruppen zuerst abziehen.“

Der Isaf-Kommandeur, US-General David Petraeus, äußerte sich in einem Telefoninterview mit der Zeitung zurückhaltend über die Fortschritte des Krieges gegen die radikalislamischen Taliban. Zwar gebe es „keine Frage“, dass amerikanische und afghanische Streitkräfte in den Problemprovinzen Helmand und Kandahar Fortschritte erzielt hätten. Allerdings würden die Taliban versuchen, sich wieder zu formieren. „Wir haben immer gesagt, dass sie wieder zurückkommen würden“, sagte Petraeus. Dabei würden sie versuchen, „den Schwung zurückzugewinnen, den sie vor einem Jahr hatten.“