Baustellen — von Afghanistan bis zu den Heimat-Standorten

Nach der Aussetzung der Wehrpflicht fehlen in den Streitkräften Freiwillige aus der Mitte der Gesellschaft.

Düsseldorf. Die Bundeswehr im Krieg, die Bundeswehr im Umbruch — der nächste Verteidigungsminister findet eine Reihe von Großbaustellen vor.

Die Deutschen sind keine Schutztruppe mehr. Es wird gekämpft und gestorben. Weniger als 40 Prozent der Deutschen halten das Engagement noch für richtig. Ende dieses Jahres soll die Rückführung der deutschen Truppen beginnen. „Vorausgesetzt, die Lage erlaubt das“, hat der Bundestag eingeschränkt. Unklar ist der Zeitablauf, unklar ist, ob und wie es in Afghanistan weiter geht.

Die Bundeswehr wird deutlich verkleinert, die Wehrpflicht ausgesetzt. Das hat zur Folge, dass die Streitkräfte händeringend nach Freiwilligen suchen. Und gerade in den niedrigen Dienstgraden Zulauf vorwiegend von Bewerbern ohne Schul- und Berufsabschluss bekommen. Die Wehrpflichtigen hingegen hatten noch ihre zivile Ausbildung eingebracht.

Vorstellungen, bei der Bundeswehr seien Milliarden einzusparen, sind utopisch. Das Personal einer Berufsarmee ist auf Dauer teurer als das einer Wehrpflichtarmee. Die „Armee im Einsatz“ hat zudem Nachholbedarf an Ausrüstung und Gerät.

Das Ansehen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit hat gelitten. Stichworte sind Mobbing, Alkohol-Exzesse, sexuelle Belästigung, leichtfertiger Umgang mit Waffen. Die Ermittlungen über die Vorfälle auf der „Gorch Fock“ sind noch nicht abgeschlossen — wer mag sich unter solchen Bedingungen zum Berufssoldaten ausbilden lassen?

Soldaten im 21. Jahrhundert wollen ein Zuhause für ihre Familien haben und nicht alle paar Jahre quer durch Deutschland versetzt werden. Das muss bedacht werden, wenn die Bundeswehr ein Standort-Konzept bekommt.

Der Bundeswehr fehlen Ärzte und Fachleute zur psychologischen Betreuung von Soldaten vor Einsätzen, im Krieg und nach der Rückkehr. Arzt in Uniform muss wieder attraktiv werden.