Böhnhardts Mutter: „Wir mochten die Beate Zschäpe“

Uwe Böhnhardts Mutter sagt aus und macht den Behörden dabei Vorwürfe.

München. Im NSU-Prozess hat die Mutter des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt Vorwürfe gegen die Behörden erhoben. Beamte des Landeskriminalamts hätten damit gedroht, die drei flüchtigen Neonazis zu erschießen, falls sie sich einer Festnahme widersetzen, sagte Brigitte Böhnhardt am Dienstag vor dem Oberlandesgericht München. Ein Beamter habe ihr gesagt: „Wenn wir sie aufspüren und die zucken nur — glauben Sie mir, unsere Leute sind schneller mit der Pistole, die haben das gelernt.“

Die 65-Jährige erzählte, dass sie nach dem Untertauchen des Trios noch Kontakt zu ihrem Sohn und seinen Komplizen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe gehabt habe. Sie hätten in Telefonzellen gewartet, wo Böhnhardt sie dann anrief. „Wir haben vom ersten Telefongespräch an verlangt, dass sie sich stellen“, sagte Böhnhardt. Ihr Sohn habe geantwortet: „Mutti, das geht nicht, ich will nicht ins Gefängnis, ich will nicht wieder ins Gefängnis.“ In späteren Gesprächen seien ihr Sohn und Beate Zschäpe bereit gewesen, sich zu stellen — Uwe Mundlos aber nicht. Versuche, mit der Staatsanwaltschaft über eine Strafmilderung zu verhandeln, falls sich die drei stellten, seien gescheitert.

Böhnhardts Probleme beginnen nach Schilderung der Mutter in der 5. Klasse. Uwe kommt in der Schule nicht mehr richtig mit, schwänzt den Unterricht. Er muss eine Klasse wiederholen, kommt auf die Förderschule. „Für uns war das ein einziger Kampf mit diesem Jungen und auch den Behörden.“ Schließlich musste Uwe Böhnhardt wegen mehrerer Diebstähle in Haft und geriet immer tiefer in die rechte Szene in Jena. „Wir mochten seine Freunde, wir mochten den Uwe Mundlos, den Ralf Wohlleben und die Beate Zschäpe. Das waren alles höfliche, nette Leute und leider auch alle arbeitslos. Sie hatten also viel Zeit.“

Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe waren 1998 abgetaucht, nachdem die Polizei Garagen durchsucht hatte, in denen die drei eine Bombenwerkstatt eingerichtet hatten. Ab September 2000 begann die Mordserie an Geschäftsleuten ausländischer Herkunft. Die Anklage rechnet dem Trio zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge zu. Mundlos und Böhnhardt töteten sich am 4. November 2011 selbst, um der Festnahme zu entgehen. Beate Zschäpe ist als Mittäterin an allen Attentaten angeklagt.