Bomben auf Gaddafis Residenz
Nato fliegt Luftangriffe in Libyen. Gewalt in Syrien eskaliert.
Tripolis/ Damaskus/ Sanaa. Bei neuen Luftangriffen auf Tripolis hat die Nato Gebäude einer Residenz des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi in Schutt und Asche gelegt. Dabei wurden nach offiziellen libyschen Angaben 15 Menschen schwer verletzt. Ein Regierungssprecher verurteilte den Angriff am Montag als Versuch, Gaddafi zu töten. Auch in die Kämpfe um die von Truppen Gaddafis belagerte Stadt Misrata griff die Nato ein, wie ein Augenzeuge in der Stadt sagte.
Gebäude der Residenzanlage in Tripolis wurden von mindestens zwei Raketen getroffen und schwer beschädigt. Bombardiert wurde unter anderem ein repräsentatives Gebäude, in dem Gaddafi kürzlich eine Delegation der Afrikanischen Union empfangen hatte. Unklar blieb, wo sich der Machthaber zum Zeitpunkt des Angriffs aufhielt.
Gaddafis Sohn Saif al-Islam sagte während eines Besuchs im Studio des libyschen Staatsfernsehens, die Nato-Militäroperation werde scheitern, denn sein Vater sei umgeben von Millionen von Libyern, die ihn schützen. „Der Angriff auf das Büro von Muammar al-Gaddafi im Dunkel der Nacht war feige“, fügte er hinzu. Die Verbündeten der Nato in Libyen bezeichnete er als „Handlanger, Agenten und Spione“.
In Misrata starben am Sonntag bei den Kämpfen mindestens 16 Menschen, 71 wurden verletzt. Ein Augenzeuge sagte, die Truppen Gaddafis hätten die Stadt unter starken Beschuss genommen. Alle fünf Minuten seien Explosionen zu hören gewesen. Am Samstag hatte es zunächst geheißen, Gaddafis Truppen hätten den Befehl erhalten, sich aus Misrata zurückzuziehen.
Die Stadt liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit für die Aufständischen nur auf dem Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage in der drittgrößten libyschen Stadt ist sehr schlecht. Tausende afrikanische Gastarbeiter, Dutzende verletzte Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.
In Syrien ging das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad brutal gegen Regimegegner im Süden des Landes vor. Die Staatsmacht versucht seit Wochen, mit Gewalt und Festnahmen die Massenproteste zu beenden. Razzien gab es am Montag auch in der Stadt Duma, berichtete die Protestbewegung. Dort sollen Angehörige der Sicherheitskräfte in zahlreiche Häuser eingedrungen sein.
Ein Bewohner Daraas berichtete, es habe viele Opfer gegeben. Wegen der heftigen Schießereien könnten die Rettungsfahrzeuge nicht fahren. Scharfschützen seien auf den Dächern. Ein Aktivist in Damaskus bestätigte die Angaben, die aber nicht unabhängig überprüft werden können. Ausländischen Journalisten wird die Einreise verweigert.
Im Jemen zerschlug sich über Ostern die aufkeimende Hoffnung auf ein Ende des blutigen Machtkampfs. Präsident Ali Abdullah Salih machte deutlich, dass er nicht wie erhofft innerhalb eines Monats abtreten wird. Dem britischen Sender BBC sagte Salih, eine Machtübergabe könne nur nach Wahlen erfolgen. Die Opposition sieht den Rücktritt des seit 32 Jahren herrschenden Salih als Vorbedingung für eine politische Lösung an.
Seit Monaten demonstrieren Regimegegner gegen Salih. Dabei starben bereits weit mehr als 100 Menschen. Die Regierung hatte zunächst mit der Mitteilung Hoffnung auf eine Konfliktlösung geweckt, Salih habe einen Kompromissvorschlag der arabischen Golfstaaten akzeptiert. Der Vorschlag sieht vor, dass Salih binnen 30 Tagen die Macht an den Vizepräsidenten abgibt.