Chance verpasst
Bei der Besetzung der mächtigen EU-Kommission zeigt sich wieder einmal, dass es in Brüssel selten um fachliche Kompetenz, dafür aber um so mehr um Landesinteressen und Parteienproporz geht.
Und so wird nach langem Ringen und vielen politischen Winkelzügen ausgerechnet der britische Euroskeptiker Jonathan Hill Finanzkommissar und der gescheiterte französische Finanzminister Pierre Moscovici — der seinem Land einen riesigen Schuldenberg hinterließ — Wirtschaftskommissar. Die Art der Besetzung dürfte dazu beitragen, die Politikverdrossenheit der Wähler weiter zu befeuern. Es geht eben nicht um das große Ganze, sondern nur um die eigene Macht. Und obwohl der neue EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker richtig feststellt, die EU befinde sich „in einer Erklärungskrise“, hat er die Chance verpasst, dieser mit mutigen und kompetenten Personalentscheidungen entgegenzuwirken.