Das Leiden der Linkspartei an ihrem Chef

Klaus Ernst soll sich zu viel Luxus gönnen – und Parteiwahlen manipuliert haben.

Berlin. Klaus Ernst hatte sich schon für den vergangenen Montag im Karl-Liebknecht-Haus angekündigt. Zurück aus dem Urlaub wollte sich der Linke-Chef zu "aktuellen politischen Themen" äußern. Doch dann fehlte der Parteichef - "wegen unaufschiebbarer Termine".

An der Stelle von Ernst stellte sich Parteivize Heinz Bierbaum den Fragen, die vor allem auf ein Thema zielten: Wie hält es die Linke mit einem Parteivorsitzenden, der summa summarum rund 13000 Euro im Monat bezieht, der im Verdacht steht, Flugreisen zu Aufsichtsratssitzungen und Gewerkschaftstreffen über die Bundestagsverwaltung abgerechnet zu haben und der viele Genossen wegen seines barocken Lebensstils mit Almhütte und Porsche Carrera proviert.

Dass der Porsche älter als zehn Jahre ist, störte dabei schon nicht mehr. Der Eindruck, Ernst kneife vor unangenehmen Fragen, drängte sich auf, auch wenn Vize Bierbaum tapfer dagegen hielt, Ernst sei ganz und gar nicht abgetaucht. Doch keine sieben Tage später sind jetzt erneut massive Anschuldigungen gegen den 55 Jahre alten Volkswirt, ehemals Erster Bevollmächtigter der IG Metall im Bezirk Schweinfurt, publik geworden. Pikanterweise kommen die neuen Vorwürfe aus den eigenen Reihen - und dabei sogar aus Ernsts eigenem bayerischen Landesverband.

Diesmal streuen Genossen den Verdacht, Ernst habe interne Parteiwahlen über gefälschte Mitgliederzahlen von Kreisverbänden manipuliert. Demnach sollen einige Kreisverbände Personen in ihren Wahllisten geführt haben, die der Linken gar nicht angehören oder keinen Mitgliedsbeitrag bezahlen. Selbst verstorbene Genossen seien dort teilweise noch gelistet gewesen.

Was parteiinterne Gegner von Ernst besonders aufbringt: Der lebenslustige Bayer wäre demnach ohne die manipulierten Mitgliederlisten weder Spitzenkandidat der Linken bei der Bundestagswahl 2009 geworden noch in der Folge beim Rostocker Parteitag im Mai dieses Jahres zu einem von zwei Bundesvorsitzenden gewählt worden.