Düsseldorf. Ein Jahr nach Bekanntwerden der ersten Fälle von illegalem Datenverkauf in Deutschland hat sich ein massenhafter Handel mit persönlicher Daten im Internet entwickelt. Reportern des Norddeutschen Rundfunks (NDR) gelang es jetzt, binnen weniger Stunden auf dem Schwarzmarkt im Internet tausende Datensätze zu kaufen: Namen, Geburtsdaten, dazugehörige Adressen - und vor allem Bankverbindungen. Insgesamt waren den NDR-Reportern rund zwei Millionen Datensätze angeboten worden.
Bettina Gayk, Sprecherin der NRW-Datenschutzbehörde, wundert das nicht. "Es gibt schon lange Anzeichen dafür, dass diese Daten illegal gehandelt werden - und dass damit Straftaten begangen werden", sagte Gayk unserer Zeitung. Wenn jemand den kompletten Datensatz von Namen, Adresse, Geburtsdatum und Bankverbindung kennt, hat er damit auch Zugang zum Konto der Betroffenen, kann unmittelbar dort Geld abbuchen. Gayk rät deshalb zur regelmäßigen Kontrolle der Kontoauszüge, um unrechtmäßig abgebuchte Gelder sofort zurückbuchen zu können.
Für 3000 solcher Datensätze zahlten die NDR-Reporter an einen Datenhändler in Tunesien 350 Euro - und führten anschließend telefonisch Stichproben bei den Adressen durch. "Alle waren schockiert. Einigen war sogar schon unerlaubt Geld vom Konto abgebucht worden", berichten Sofie Donges und Jürgen Webermann. Nach ihren Vermutungen stammen die Daten aus deutschen Callcentern, die von Glücksspielunternehmen oder Versicherungen beauftragt werden.
Vor einem Jahr waren die ersten Fälle von Datenmissbrauch bekannt geworden: Damals ging es um eine Computer-CD mit insgesamt 17000 Adressen und Bankverbindungen. Im Mittelpunkt der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen standen zwei Männer vom Niederrhein - sie hatten in Viersen ein Callcenter betrieben.