Die Belohnung
„Ist doch herrlich, leben in Rom, gutes Essen, Reichtum an Kultur und kluge Gesprächspartner.“ Mit dieser vermutlich nicht ganz falschen Einschätzung würdigte einst Willy Brandt den Job des Botschafters am Heiligen Stuhl.
Man darf der angehenden Diplomatin Schavan freilich nicht unterstellen, dass es ihr nur ums gute Essen oder Roms Museen gehen wird, wenn sie im Sommer ihren Dienst antritt. Vielmehr dürfte für die fromme Katholikin ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen. Dennoch wird man den Verdacht nicht los, als sollte die zurückgetretene Ministerin mit der Entsendung gen Rom für ihre Loyalität — vor allem Kanzlerin Merkel gegenüber — belohnt werden. Das wäre fatal: Denn schließlich wurde Schavan nicht aus dem Amt gemobbt, sondern hat es wegen ihres Betruges verloren.