Eine deutsche Stadträtin auf Mallorca

Elke Wilhelm hat eine kleine Sensation geschafft: Die gebürtige Hessin macht Politik auf der Ferieninsel.

Palma de Mallorca. Sie hat die Hälfte ihres Lebens auf Mallorca verbracht, nun will sie endlich auch ein Wörtchen in der Lokalpolitik mitreden: Elke Wilhelm (43) ist die erste Deutsche, die auf der beliebten spanischen Ferieninsel in einem Gemeinderat sitzt. Und dann auch gleich noch in einem der wichtigsten der ganzen Insel: in der ausgedehnten Touristengemeinde Calvia im Westen des Eilandes. Calvia ist nach der Inselhauptstadt Palma die zweitgrößte Gemeinde Mallorcas.

Die Premiere einer Deutschen als mallorquinische Stadträtin ist eine kleine Sensation auf der Auswanderer-Insel: Dort haben zwar rund 22 000 Mallorca-Deutsche ganz offiziell ihren Wohnsitz, in der Lokalpolitik mischen sie bisher jedoch kaum mit. Viele „alemanes“ bevorzugen die Diskretion, zigtausende leben zudem ohne die vorgeschriebene Anmeldung auf Mallorca. Vor allem die deutschen Rentner scheuen — aus steuerlichen Gründen — den Gang zum Rathaus.

Elke Wilhelm, gebürtige Hessin aus Groß-Gerau, kennt diese Probleme. Und geht „mit vielen Illusionen“ in ihren neuen Job, der ihr jetzt schon „großen Spaß“ macht. Die gelernte Erzieherin hatte als Unabhängige auf Listenplatz zwölf der Sozialisten kandidiert. In der Kommunalwahl im Mai erhielt die Sozialistische Partei mit knapp 34 Prozent zwar nur elf Ratsmandate. Aber nach Verzicht einer Kandidatin rückte die Mutter von zwei Kindern nach. Jetzt will sie von der Oppositionsbank aus Druck machen.

Die Urlaubshochburg Calvia wird vom konservativen Bürgermeister Manuel Onieva regiert, der mit seiner Volkspartei fast 44 Prozent holte und mit 14 Ratsmitgliedern die absolute Mehrheit stellt. Trotzdem hofft die frischgebackene Stadträtin, dass sie mit Anträgen und Anfragen etwas für die Bürger, und erst Recht für die ausländischen Bewohner, erreichen kann. Von den rund 51 000 Einwohnern Calvias haben immerhin fast 30 Prozent einen deutschen Pass.

Elke Wilhelm hat sich vorgenommen, die ausländischen Residenten vor allem „bei der Integration zu unterstützen“. Nach der Ankunft sei der Start für viele „ein bisschen schwierig“. Anmelden, Auto ummelden, Steuernummer beantragen, bei der Sozialversicherung registrieren — beim Kampf mit der Bürokratie sei für viele Neubürger auch „die Sprache ein großes Problem“.

Die braun gebrannte Blonde fühlt sich selbst schon lange nicht mehr als Fremde auf der idyllischen Urlaubsinsel. Gut 22 Jahre lang lebt die 43-Jährige schon dort. Sie kam als junge Frau, gleich nach der Ausbildung: „Ich wollte einfach mal aus Deutschland weg, eine Sprache lernen.“ Sie hatte Glück, fand schnell Arbeit, neue Freunde — „das hat sich alles so ergeben“. Heute ist „Malle“, wo jedes Jahr Millionen Deutsche Ferien machen, ihre Heimat.

Elke Wilhelm ist mit einem Spanier kubanischer Abstammung verheiratet, spricht auch perfekt Spanisch. „Ich bin hier zu Hause“, sagt sie, „habe mich integriert.“ Deswegen weiß sie auch gut, wo den Bürgern der Touristengemeinde und erst recht den ausländischen Residenten der Schuh drückt.