Enge Kontakte und Gezwitscher
In dieser Woche in der Hauptstadt
AUF DISTANZ An Uli Hoeneß haben sich fast alle Politiker herangemacht. Der Bayern-Präsident war gern gesehener Gast im Kanzleramt, auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte enge Kontakte zu ihm. Jetzt geht man lieber auf Distanz zum Steuersünder. Oder aber man verspottet ihn. So wie SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Munter twitterte er, welche Strafe er sich für Hoeneß vorstellen könne: „zwei Jahre Platzwart bei Borussia Dortmund“. Wahrlich die Höchststrafe.
GEZWITSCHER Ohne Twitter geht es bei einigen Politikern nicht mehr. Jetzt belegt eine Studie, dass von den 620 Volksvertretern 311 dem Kurznachrichtendienst verfallen sind. Besonders Umweltminister Peter Altmaier, der hat 38 000 „Follower“. So viele wie kein anderer. Altmaier spart auch nicht mit manch ironischer Bemerkung. Wie neulich: „Mach’ mir Sorgen um Steinbrück. Der hat schon lange keinen guten Spruch mehr gehabt.“ Dagegen lässt SPD-Chef Sigmar Gabriel lieber Parteiparolen verbreiten. Wie langweilig.
PARTYSPASS Klaus Wowereit galt früher als Regierender Partymeister. Mühsam ist es dem Berliner gelungen, das Image halbwegs abzuschütteln. Jetzt verriet Wowereit, Partys seien sowieso keine Freude: „Das hat mit Spaß wenig zu tun.“ Jeder würde ihn anquatschen, permanent stünde er untere Beobachtung. Ja, ja, und dann auch noch die Getränke, das gute Essen, die Musik — das Mitleid hält sich in Grenzen.
LUSTLOS Von Kristina Schröder hieß es, die Ministerin habe keine Lust mehr aufs Amt. Eine Indiskretion wohl aus ihrem hessischen Landesverband, der Schröder in herzlicher Abneigung verbunden sein soll. Ihr Sprecher, Christoph Steegmans, meinte: „Bei so einer Geschichte ist man gut beraten, sich zu fragen, welcher Stichwortgeber glaubt, dass ihm so eine Geschichte nützt.“ Logisch. Wer könnte das sein? Steegmans: „Ich bin wahrscheinlich in der Auswahl meiner Krawatten weniger zielgerichtet als in der Auswahl meiner Worte.“