Europa ächzt unter hoher Arbeitslosigkeit

Südeuropa meldet immer neue Rekordzahlen. Hilfsprogramme alleine reichen nicht.

Brüssel. Mehr als 26 Millionen Menschen in der Europäischen Union haben keine Arbeit. Ein Überblick:

Spanien leidet unter anderem unter seiner geplatzten Immobilienblase und damit unter Einbrüchen im Baugewerbe. Der Sektor erzeugte einst fast ein Fünftel der Wirtschaftsleistung des Landes, erklärt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Diba. „Dadurch sind unheimlich viele Stellen verloren gegangen.“ Zudem ächzten die öffentlichen Haushalte der Krisenländer unter den strengen Sparauflagen der EU. Für Investitionen fehle das Geld.

Weil es der deutschen Wirtschaft recht gutgeht. Die Deutschen kaufen weiterhin kräftig ein. Die Arbeitnehmer der geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge gingen zudem nun in den Ruhestand, erklärt Volkswirt Brzeski. Das entlaste den Arbeitsmarkt.

Die Europartner helfen im Verein mit dem Internationalen Währungsfonds den Volkswirtschaften in Griechenland, Spanien, Portugal, Irland und Zypern mit milliardenschweren Rettungsprogrammen. Jungen Menschen soll eine Beschäftigungsgarantie helfen. Sechs Milliarden aus europäischen Töpfen will die EU bereitstellen, um Männer und Frauen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten in Arbeit, Praktikum oder Weiterbildung zu bringen. Am Freitag machte EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor auch Vorschläge, die Hindernisse für Menschen aus dem Weg räumen sollen, die in einem fremden EU-Land arbeiten.

Dies tun laut Volkswirt Brzeski vor allem jene, die besonders gut oder besonders schlecht ausgebildet sind. Denn Hochqualifizierte hielten ohnehin nach gut bezahlten Jobs etwa bei internationalen Firmen Ausschau. Wer an Ausbildung und Sprachkenntnissen wenig vorzuweisen hat, nimmt auch einfache Arbeit im Ausland an, wenn er daheim nichts findet.

„2013 wird sicher noch extrem schwierig“, meint Carsten Brzeski. Frühestens im kommenden Jahr würden die Arbeitslosenzahlen stagnieren, vielleicht sogar beginnen zu sinken. Doch er bleibt vorsichtig: Unsicher ist, ob die Bevölkerung in den Krisenstaaten die Sparpolitik weiter dulde und ob die EU Finanzmärkte und Investoren bei der Stange halte.