Eurogegner holen Schwung
Alternative für Deutschland gründet sich. Lucke gibt Ton an.
Berlin. So eine Parteigründung ist keine einfache Sache. Mit großem Enthusiasmus waren rund 1500 Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) nach Berlin gekommen, mit großer Lust, sich selbst zu feiern und den Euro-Gegnern endlich eine schlagkräftige Organisation zu geben. Aber zweieinhalb Stunden nach Beginn des Gründungsparteitags hatte sich die Versammlung an der Satzung festgebissen, etwa an der Frage, ob der Name der Partei mit oder ohne Anführungszeichen geschrieben werden soll.
Dass am Ende doch ein großer Schritt vorwärts Richtung Bundestag gelang, ist vor allem einem einzigen Mann zu verdanken. Professor Bernd Lucke (50), alter und voraussichtlich neuer Sprecher der Alternative, nahm die Sache gegen Mittag mit einer streckenweise fulminanten Rede in die Hand.
Der Ökonom sprach von einer „Degeneration des Parlamentarismus“, die meisten Abgeordneten der Altparteien seien zu „meinungslosen und überforderten Erfüllungsgehilfen“ der Bundesregierung geworden. „Diesen Euro, den Haftungs- und Schuldeneuro, wollte das Volk nicht“, rief er aus, immer wieder von tosendem Beifall aus dem Saal unterbrochen. Fast handstreichartig peitschte Lucke, Vater von fünf Kindern und drei Jahrzehnte Mitglied der CDU, den Beschluss zur Teilnahme an der Bundestagswahl per Akklamation durch. Und weil es so einfach war, kam das Wahlprogramm gleich hinterher. Ohne Debatte.
Mit manchmal markigen Sprüchen machte der schmale Professor Stimmung: „Wollt Ihr, dass mit Euren Steuern Griechenland finanziert wird? Wollt Ihr für ein Land zahlen, in dem Steuerhinterziehung Volkssport und Korruption Gewohnheit ist?“
Schwer, solche Sätze nicht als populistisch einzustufen. Aber damit hat die neue Partei anscheinend kein Problem. „Wir sollten den Vorwurf des Populismus als Auszeichnung betrachten“, sagt Konrad Adam, konservativer Publizist und ein weiterer Wortführer der neuen Partei. Schließlich müsse in einer Demokratie das Volk das letzte Wort haben. Seitenhiebe gegen „die Berufspolitiker“ waren auch immer wieder zu hören.
Nicht endgültig beantwortet wird in Berlin die Frage, wie es die neue Partei mit rechten Positionen hält. Gelingt es ihren politischen Gegnern, sie in diese Ecke zu drängen, dürften die Erfolgsaussichten dramatisch sinken.