Experten warnen: Rechtsradikale ködern ihren Nachwuchs im Internet
Extreme Parteien wie die NPD sprechen über Studi-VZ, Facebook und Co. immer öfter gezielt Jugendliche an.
Düsseldorf. Bei ihrer Suche nach Nachwuchs greifen rechtsradikale Gruppierungen immer mehr auf soziale Internet-Foren wie Studi-VZ, Facebook und Co. zurück. Thomas Pfeiffer, Referent beim NRW-Verfassungsschutz, bestätigt den gefährlichen Trend:
"Ein zentrales Ziel von Rechtsextremisten ist, Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen - am besten mit Mitteln, die junge Menschen interessieren. Vom Web 2.0 versprechen sie sich ein breites Publikum für ihre demokratiefeindlichen Inhalte - und das auf moderne, multimediale Weise: zum Beispiel in Online-Communities oder über Videos."
Parteien wie die NPD versuchen laut Pfeiffer, den jungen Internet-Nutzern rechtsextreme Ideologien schmackhaft zu machen: Menschenverachtende Inhalte werden so verpackt, dass sie auf den ersten Blick nicht als solche erscheinen. Zum einen fühlten sich Jugendliche eher angesprochen.
"Zwar werden fremdenfeindliche Botschaften wie ,Deutschland den Deutschen, die Türkei den Türken’ bei jemandem mit festen demokratischen Überzeugungen auf Distanz stoßen. Bei manchen Menschen können sie Vorurteile, etwa gegen Ausländer, aber verstärken", sagt Pfeiffer.
Zum anderen könnten verfassungswidrige Botschaften so nicht oder nur schwer verboten werden. Pfeiffer: "Die Verherrlichung Adolf Hitlers wird oft mit dem Code 18 umschrieben. A und H - die Anfangsbuchstaben von Adolf Hitler - sind der erste und der achte Buchstabe im Alphabet."
Benutzer können die Betreiber informieren, wenn Inhalte rassistisch sind oder den Nationalsozialismus verherrlichen. In der rechten Szene gebe es sogar strategische Empfehlungen, etwa zur sprachlichen Tarnung, um im Netz auf Nachwuchs-Fang zu gehen, sagt Pfeiffer. "Die NPD fordert ihre Anhänger auf, sich als ,nette Rechte von nebenan’ zu geben."
Christoph Busch, Soziologie-Dozent an der Universität Siegen, hat das Phänomen der rechtsradikalen Werbung im Internet untersucht. "Das Netz ist der wichtigste Schritt bei der Nachwuchs-Gewinnung. Die Verbindung zur realen Welt ist da. Nirgendwo sonst lassen sich Treffen so einfach ankündigen wie im Internet", sagt er. Er rät Jugendlichen, in sozialen Netzwerken "zwischen den Zeilen zu lesen". "Außerdem wäre es ratsam, Info-Veranstaltungen an Schulen anzubieten."