Firmen klagen: Deutsche haben zu viel Urlaub
Verbände der mittelständischen Wirtschaft wollen den Anspruch um bis zu zwei Wochen pro Jahr kürzen.
Berlin. Aus der Wirtschaft kommen Forderungen nach kürzeren Urlaubszeiten für Arbeitnehmer. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hat in dieser Woche eine zeitweise Senkung des Urlaubanspruchs auf fünf Wochen im Jahr vorgeschlagen.
Eine noch deutlichere Kürzung forderte der Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft (UMW). "Sechs Wochen Abwesenheit sind zu viel, vier Wochen reichen völlig aus", sagte die UMW-Vorsitzende Ursula Frerichs.
Laut Bundesurlaubsgesetz hat ein Arbeitnehmer einen Urlaubsanspruch von mindestens vier Wochen. Viele Tarifverträge sehen aber mehr vor. Deutschland liegt deshalb mit durchschnittlich 30 Urlaubstagen pro Jahr in der EU an der Spitze (siehe Grafik, nach dem Klick aufs Foto).
Mit ihren Forderungen stießen die beiden Verbände auf breite Ablehnung, nicht nur bei Grünen und der CSU, sondern auch beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (DIW). Der Vorschlag führe in die Irre, sagte DIW-Geschäftsführer Hans Peter Köls. Stattdessen müsse man eher über Feiertage und Brückentage sprechen.
Die Grünen-Abgeordnete Beate Müller-Gemmeke sprach von einem "Schlag ins Gesicht" der Beschäftigten und der Gewerkschaften, die in der Wirtschaftskrise konstruktive Zurückhaltung geübt hätten. Die CSU-Politikerin Marlene Mortler warnte zudem vor Nachteilen für die Tourismusbranche.
Frerichs verteidigte hingegen ihre Forderung. Vor dem Hintergrund der anspringenden Konjunktur sei es problematisch, wenn Mitarbeiter einem Unternehmen drei bis vier Wochen am Stück fehlten. Viele Betriebe beklagten, "dass man Arbeit, aber keine Mitarbeiter hat".