Flughafen Heathrow droht Kollaps wegen Generalstreiks in Großbritannien

Aus Protest gegen geplante Reformen wollen am Mittwoch zwei Millionen Beamte die Arbeit niederlegen, darunter Grenzbeamte.

London. Chaos an Flughäfen, Schulen und bei der Müllabfuhr: Großbritannien droht am Mittwoch der größte Generalstreik seit Jahrzehnten. Zwei Millionen Angestellte im Öffentlichen Dienst wollen landesweit aus Protest gegen geplante Rentenreformen die Arbeit niederlegen. Nach den gewalttätigen Studentenprotesten im vergangenen Jahr ist dies die zweite große Protestwelle gegen das Sparkonzept der konservativen Regierung.

Reisende wird es besonders heftig treffen. Weil britische Grenzbeamte sich dem Streik anschließen, gelten Verzögerungen bei der Passagierabfertigung als so gut wie sicher. Am Flughafen Heathrow, dem größten Europas, droht schon in den frühen Morgenstunden der Kollaps, wenn Ankunftshallen bei Überfüllung geschlossen werden müssen.

Die Branche kalkuliert mit unangenehmen Domino-Effekten: Wegen langer Warteschlangen im Terminal werden viele ankommende Passagiere wohl einige Stunden an Bord ihres Flugzeuges ausharren müssen. Verstopfte Landebahnen verzögern wiederum die Abflüge. Einige Airlines haben ihre London-Flüge bereits storniert; andere Gesellschaften hat Flughafenbetreiber BAA gebeten, nur mit halbvollen Maschinen zu landen.

Der Versuch des Innenministeriums, ausgemusterte Sicherheitsbeamte für den Dienst zurückzugewinnen, ist nach Medienberichten trotz hoher Prämienangebote gescheitert. Den ehemaligen Mitarbeitern waren pro Schicht 520 Euro Lohn offeriert worden. Stattdessen sollen Polizei und Armee jetzt helfen, die Kontrollen an sämtlichen Grenzen aufrecht zu erhalten.

Doch selbst Polizeiwachen werden bestreikt. Lehrer, Pflegepersonal, Müllmänner und Kantinenmitarbeiter treten ebenfalls in den Ausstand. Vielen Eltern wurde es freigestellt, von zu Hause aus zu arbeiten oder die Kinder mit ins Büro zu bringen.

Vor allem die geplante Erhöhung ihrer Rentenbeiträge treibt die Beamten auf die Straße. Nur noch 75 Prozent ihrer Pensionsansprüche können mittelfristig ausgezahlt werden, wenn die Beiträge nicht um mindestens drei Prozent steigen. Doch bei einer derzeitigen Inflationsrate von fünf Prozent, Nullrunden und Kürzungen haben viele Staatsdiener schon seit Ausbruch der Bankenkrise vor drei Jahren stetig weniger im Portemonnaie.