Genauer hinsehen
Es klingt eindeutig hässlich: Bildungsministerin Annette Schavan hat nach Ansicht des Gutachters der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität bei ihrer Doktorarbeit vor 32 Jahren durch unkorrekte Zitate absichtlich getäuscht.
Da weiß man inzwischen ja, was kommt: Mit dem Doktortitel ist auch das Amt weg.
Doch so eindeutig ist es hier gerade nicht. Zum einen ist Schavan weit entfernt von der Dreistigkeit eines Karl-Theodor zu Guttenberg, der in seiner Promotion ganze Passagen hineinkopierte. Zum anderen weckt der Ablauf Argwohn: Warum hat der Gutachter — warum überhaupt nur einer? — so lange gebraucht? Wer hat ein Interesse daran, seine Ergebnisse so schnell in die Welt zu pusten, dass Schavan gar nicht vernünftig reagieren kann? Hier muss man strenger hinsehen — ihr Ruf als Ministerin ist ohnehin schon angekratzt.