Griechenland setzt auf Papademos
Der Wirtschaftsexperte soll sein Land retten. IWF-Chefin Lagarde fordert von Italien politische Klarheit.
Athen. Griechenland hat einen neuen Regierungschef. Nach tagelangem Ringen einigten sich die Sozialistische Partei und die konservative Opposition auf Lucas Papademos. Der 64 Jahre alte Wirtschaftsexperte war von 2002 bis 2010 Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB).
Er gilt als Architekt der Einführung des Euro in Griechenland. Jetzt soll er das Land retten. Der bisherige Ministerpräsident Giorgos Papandreou (59) war am Mittwoch zurückgetreten.
Unterdessen hat sich die finanzielle Lage des hochverschuldeten Landes dramatisch verschärft. Die Staatsverschuldung soll zum Ende dieses Jahres fast 163 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betragen und im nächsten Jahr auf fast 200 Prozent ansteigen. Zum Vergleich: Im Krisenland Spanien beträgt die Staatsverschuldung knapp 70 Prozent.
Die Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Französin Christine Lagarde, hat Italien derweil aufgefordert, politische Klarheit zu schaffen. Das sei für Italien ebenso notwendig wie für Griechenland, sagte Lagarde.
Niemand wisse, wer als politischer Führer aus der Krise in Rom hervortreten werde. Italienische Medien und Politiker gaben Ex-EU-Kommissar Mario Monti gute Chancen, schon bald Chef einer Übergangsregierung zu werden.
Fachleute rechnen angesichts der dramatischen Krise in Teilen Europas damit, dass sich die Konjunktur im Euroraum im nächsten Jahr spürbar abkühlen wird. EU-Währungskommissar Olli Rehn erwartet im kommenden Jahr nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent, nach 1,5 Prozent in diesem Jahr. Die deutsche Wirtschaft wachse 2012 demnach nur noch um 0,8 Prozent. Im Folgejahr sollen es dagegen 1,5 Prozent sein.
Die EZB will an ihrem Kurs festhalten, „vorübergehend“ Anleihen hochverschuldeter Staaten zu kaufen. Derzeit hat die Zentralbank Staatspapiere in einem Gesamtwert von 183 Milliarden Euro in ihren Büchern.