Guttenberg bittet um Verzeihung
Bewegende Trauerfeier für die vier getöteten Soldaten.
Ingolstadt. Vor dem Altarraum stehen vier Särge, bedeckt mit der schwarz-rot-goldenen Bundesfahne. Stahlhelme liegen darauf und Kissen mit militärischen Auszeichnungen. Hinter den Särgen: Fotos mit vier Männern im besten Alter.
Im Ingolstädter Münster "Zur schönen unserer lieben Frau" herrscht am Samstag eine andächtige, aber auch bedrückende Stille, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) um zwölf Uhr die Trauergemeinde in der Kirche anführt.
Sie verneigen sich vor den Särgen mit den sterblichen Überresten der vier am 15. April in Afghanistan gefallenen Soldaten, ehe sie neben deren engsten Angehörigen Platz nehmen. Für Merkel und Guttenberg ist es die zweite Trauerfeier innerhalb von gut zwei Wochen. Am 9. April hatten sie sich im niedersächsischen Selsingen vor den Särgen der am Karfreitag getöteten drei Fallschirmjäger verneigt.
Damals wandten sich beide an die Angehörigen, diesmal ergreift Guttenberg als einziger Vertreter der Bundesregierung das Wort. "Nichts in der Welt macht hilf- und sprachloser als der Tod", sagt er. Trotzdem findet der Minister klare Worte, um das auszudrücken, was ihn bewegt.
"Tod und Verwundung sind Begleiter unserer Einsätze geworden, und sie werden es auch in den nächsten Jahren sein - wohl nicht nur in Afghanistan", sagt er. Sein eindringlichster Satz lautet: "In politischer Verantwortung hat man Sie, verehrte Angehörige, auch um Verzeihung zu bitten."
Von den wohl bewegendsten Minuten der Kanzlerin an diesem Tag bekam die Öffentlichkeit nichts mit. Vor Beginn der Trauerfeier trafen Merkel und ihre Minister mit den Frauen, Kindern und Eltern der Gefallenen zusammen. Und noch bevor die Kirche sich mit den 1.000 Trauergästen füllte, hatten sich die Familien - allein mit ihrer Trauer - von ihren Liebsten verabschiedet.
Begleitet von dem militärischen Trauerlied "Der gute Kamerad" - besser bekannt unter der Anfangszeile "Ich hatt’ einen Kameraden" - trugen Soldaten gemessenen Schrittes die Särge aus der Kirche, vorbei an einem Spalier aus Kränzen. Spätestens in diesem beklemmenden Augenblick konnten viele ihre Trauer nicht mehr unterdrücken und brachen in Tränen aus.
Die Toten sind ein Hauptfeldwebel (32) und ein Stabsunteroffizier (24) des Gebirgspionierbataillons 8 aus Ingolstadt, ein Major (38) von der Unteroffiziersschule im oberpfälzischen Weiden und ein Oberstabsarzt (33) des Bundeswehrkrankenhauses Ulm in Baden-Württemberg. Fünf Soldaten liegen noch immer verletzt im Krankenhaus.