Hartz IV: Wenn sich Arbeit nicht lohnt

Fünf Jahre nach Start der Reform fordern Ökonomen Änderungen beim Anreiz-System.

Berlin. Fünf Jahre nach Inkrafttreten der Hartz-IV-Regelung zieht eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) eine ernüchternde Bilanz. Das Konzept des "Förderns und Forderns" habe das Ziel gehabt, dass ein Arbeitsloser möglichst rasch wieder eine reguläre Beschäftigung aufnehmen könne, schreiben die Ökonomen. Dieses Konzept sei allerdings nur teilweise von Erfolg gekrönt gewesen. Grund: Für einige Hartz-IV-Empfänger lohne sich eine reguläre Beschäftigung nicht.

Die Autoren der Studie zeigen auf, dass sich die Zahl der Arbeitslosengeld-I-Bezieher von 2005 bis 2008 etwa halbiert habe. Auch bei den Langzeitarbeitslosen habe es einen Abbau gegeben - allerdings mit weniger als 20Prozent auf einem deutlich geringeren Niveau. Insbesondere Haushalten mit Kindern, ob alleinerziehend oder Paaren, scheine die Rückkehr in den Arbeitsmarkt nur schwer zu gelingen.

Als Grund machen die Ökonomen fehlende Anreize für einen Teil der Hartz-IV-Bezieher aus, wieder in eine reguläre Beschäftigung zurückzukehren. Von der Hartz-Leistung gingen dann nicht genug Anreize aus, wenn der Abstand zwischen dem Nettolohn und der Transferleistung zu gering sei. Kritische Lohnabstände macht die Studie vor allem bei Geringqualifizierten aus - und zwar insbesondere bei Alleinerziehenden oder verheirateten Alleinverdienern mit Kindern.

Die Autoren der Kieler Hartz-IV-Studie geben der Politik gleich mehrere Optionen, wie sie diese Fehler im System korrigieren könnte. Sie sprechen sich unter anderem dafür aus, das Kindergeld zu erhöhen. Für Niedriglohnbezieher sei dies ein "signifikanter Zuwachs" zum Haushaltseinkommen.

Die Autoren machen sich dafür stark, vermehrt Betreuungsangebote insbesondere für Kleinkinder anzubieten. Bei der Betreuung seien Alleinerziehende bislang in der Regel auf sich allein gestellt - der Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit falle sehr schwer.

Um Langzeitarbeitslosen die Aufnahme einer Beschäftigung auch dann zu ermöglichen, wenn der neue Job nicht in unmittelbarer Nähe ist, sollen Fahrt-, Reise- und Umzugskostenbeihilfen gewährt werden.

In der Studie werden befristete Lohnzuschüsse in Form von Einstellungsgutscheinen vorgeschlagen. Ziel: Firmen einen Anreiz zu geben, auch geringqualifizierte Arbeitnehmer einzustellen.