Hessen: Roland Koch bleibt, Andrea Ypsilanti geht
Die Wähler strafen die SPD ab und statten CDU und FDP mit einer klaren Mehrheit aus. Die Linken sind wieder im Landtag.
Wiesbaden. Die Wähler in Hessen haben der SPD von Andrea Ypsilanti den erwarteten Denkzettel verpasst und das als "hessische Verhältnisse" bezeichnete Macht-Vakuum beendet.
Der zuletzt nur geschäftsführende Ministerpräsident Roland Koch (CDU) wird mit Hilfe der FDP im Amt bleiben. Seine Partei konnte allerdings nicht von den Erdrutsch-Verlusten der Sozialdemokraten profitieren, die ihr schlechtestes Ergebnis seit dem Krieg hinnehmen mussten. Die CDU verharrte bei dem schwachen Ergebnis vom letzten Mal.
Die hessische SPD-Chefin Ypsilanti übernahm die Verantwortung für die schwere Niederlage ihrer Partei und erklärte ihren sofortigen Rücktritt.
Sie kündigte zugleich an, SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel als neuen Vorsitzenden sowohl der Landespartei als auch der Landtagsfraktion vorzuschlagen. Schäfer-Gümbel erklärte sich umgehend bereit, die Hessen-SPD künftig zu führen.
Wie immer nach Wahlen, verständigten sich die Parteien intern sehr schnell auf Sprachregelungen. In der SPD hieß es unisono, es handele sich um eine "Denkzettelwahl", um ein spezifisch hessisches Ergebnis.
Ein Teil der Menschen sei enttäuscht gewesen, dass die SPD den Weg zu einem Linksbündnis eingeschlagen habe, ein anderer Teil, dass sie es nicht hinbekommen habe, sagte Schäfer-Gümbel. "Dieser Spagat hat viele in der Wählerschaft zerrissen."
Ähnlich äußerte sich SPD-Chef Franz Müntefering. "Die Menschen waren enttäuscht und verärgert", sagte er. Bei der Bundestagswahl werde die SPD in Hessen besser abschneiden.
In der CDU hieß es dagegen, der "eindeutige Wahlsieg" sei ein perfekter Start ins Superwahljahr 2009. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte, Hessen gebe der Union "Schwung und Rückenwind".
Ministerpräsident Koch zeigte sich überzeugt, dass Schwarz-Gelb auch bundesweit mehrheitsfähig sei.
Vor Kraft kaum laufen konnten die Freidemokraten, die ein Ergebnis erzielten, das an alte Fernziele ("Projekt 18") erinnerte. Die Grünen freuten sich über ihr bislang bestes Ergebnis in einem Flächenland, auch wenn sie wohl weiter in der Opposition bleiben müssen.
Schwarz-Gelb in Wiesbaden wird das Regieren für die Große Koalition in Berlin erschweren. Union und SPD haben damit im Bundesrat keine Mehrheit mehr.
Nur gut 61 Prozent der Stimmberechtigten nahmen an der Landtagswahl teil - so wenige wie noch nie.