Hamas geht gestärkt aus dem Krieg hervor
Die Radikalen nutzen politisch die Anteilnahme an den Leiden der Zivilbevölkerung.
Gaza. Militärisch ist die Hamas geschwächt. Hunderte ihrer Kämpfer starben während der bislang größten israelischen Offensive im Gazastreifen, mehrere ihrer Anführer wurden getötet und zahlreiche Waffenschmuggler-Tunnel zwischen Ägypten und dem Gazastreifen zerstört.
Doch politisch steht die radikale Palästinenserorganisation nach Einschätzung vieler Beobachter gestärkt da. Nicht nur unter den Palästinensern, sondern auch bei anderen arabischen Völkern hat der Gaza-Konflikt mit seinen vielen zivilen Opfern den Menschen in dem abgeriegelten Palästinensergebiet Sympathien eingebracht. Die Hamas macht sich diese Sympathie zu Nutze.
"Die Hamas geht mit großen politischen Gewinnen aus diesem Krieg hervor", sagt Nadschi Scharab von der Fatah-nahen Universität El Azhar. Für Walid El Mudallal von der Hamas-nahen Islamischen Universität in Gaza verfügt die Organisation auch nach den schweren Kämpfen über die nötige Kraft, um weiter für ihre Ziele zu werben.
Ihre Struktur als politische Bewegung sei durch die Offensive keineswegs beschädigt worden, sagt Mudallal. "Die Hamas ist eine Bewegung, die sich schnell wieder erneuern kann."
Der Organisation geht es vor allem um den Machterhalt im Gazastreifen und darum, das Ansehen als einzige legitime Kraft im Kampf gegen Israel zu bewahren.
Während Israel seine Ziele für weitgehend erreicht erklärte und eine Waffenruhe verkündete, erklärte die Hamas, sie werde keinesfalls "die Kapitulation oder Niederlage verkünden". Entsprechend präsentiert sich die Hamas gegenüber der Bevölkerung im Gazastreifen als Sieger.
Während die Menschen am Sonntag vorsichtig auf die Straßen zurückkehrten und sich ein Bild von den Zerstörungen machten, schallte es aus den Lautsprechern der Moscheen: "Die Hamas gratuliert unserem Volk zum Sieg."
Das Ziel des Westens sowie der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und einiger arabischer Staaten, die Hamas politisch ins Abseits zu drängen, scheint in noch weitere Ferne gerückt als zuvor.
Auch im Fatah-regierten Westjordanland gab es Demonstrationen für die Palästinenser im Gazastreifen und Sympathiekundgebungen für die Hamas - wenn sie nicht von den Sicherheitskräften unterdrückt wurden. Der Hamas-Rivale Abbas konnte dem Blutvergießen nur tatenlos zusehen, sein Handeln beschränkte sich auf Forderungen nach einer Waffenruhe.