Höllenjob Regierungssprecher: Immer erreichbar, immer informiert
Der frühere ZDF-Moderator Steffen Seibert hat die Seiten gewechselt. Am Montag trat er erstmals vor der Presse auf.
Berlin. Steffen Seibert ist jetzt 50 Jahre alt. Aber es gibt auch mit 50 noch Momente, als wäre man noch einmal 18. Am Montag war solch ein Tag im Leben des gelernten Journalisten Seibert.
"Wie Abi, Führerscheinprüfung und noch manches andere zusammen", so komme es ihm vor, gestand Seibert an seinem ersten Tag als neuer Regierungssprecher vor der Bundespressekonferenz.
Der Puls geht schneller, das Herz klopft stärker. "Medizinisch schon fast bedenklich" seien seine Werte gewesen, als er die Treppen hoch zum Saal der Bundespressekonferenz genommen habe.
Seibert, ein bekennender Wechselwähler, musste nach eigenen Worten nicht lange nachdenken, ob er das Angebot von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) annehmen wolle. Dabei haben ihn Kollegen auch gewarnt. Hingewiesen worden sei er auf die zahlreichen "Fallstricke" in seinem neuen Amt. Seibert sagt, es hätte ihn "irre" gemacht, wenn er sich alle gut gemeinten Warnungen gleich zu Herzen genommen hätte.
Der ZDF-Journalist hat die Seiten gewechselt. Höllenjob Regierungssprecher: 14-Stunden-Tage als Regel, 18-Stunden-Tage nicht selten. Permanent erreichbar. Seiberts Vorgänger Ulrich Wilhelm, der nach einer persönlichen Auszeit Intendant beim Bayerischen Rundfunk wird, hat seinen Nachfolger in einem "Extrem-Crashkurs" in Regeln, Gepflogenheiten, Feinheiten und wohl auch Tricks des schwierigen Amtes Regierungssprecher eingeweiht.
Wilhelm hat in den beinahe fünf Jahren als Chef-Verkäufer Merkelscher Regierungspolitik Maßstäbe gesetzt. Selten war ein Regierungssprecher beliebter als Wilhelm, selten war jemand verbindlicher und für die Journalisten wie für die eigene Chefin erreichbar.
Permanente Erreichbarkeit ist ein hoher Preis. Es ist der Preis für dieses Amt. Seibert hat es gewählt. Er dürfte also ahnen, worauf er sich eingelassen hat. Feierabend ist ein Fremdwort. Das Mobiltelefon ist immer an.
Was ihn motiviert, was ihn in diesem Amt antreibt? Zugesagt habe er, "weil ich diese Ziele teile", sagt Steffen Seibert über die Politik der schwarz-gelben Bundesregierung. Er wolle jetzt "keine Lobeshymnen" auf seine neue Chefin singen, aber er habe "große Sympathie, vielleicht sogar Bewunderung" für die Arbeit der Bundeskanzlerin.