In Telekom-Bespitzelungsaffäre mehr Journalisten betroffen
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Vorstandschef René Obermann nennt bislang nur einen Journalisten.
Düsseldorf/Hamburg. In der Telekom-Bespitzelungsaffäresind Medienberichten zufolge mehrere Journalisten zum Ziel vonAusforschungen geworden. Nach Informationen des „Handelsblattes“ aus Ermittlerkreisen sollen Mitarbeiter der TelekomTelefonate von insgesamt fünf bis sechs Journalisten überprüft haben.
Den Bonner Staatsanwalt Friedrich Apostel zitiert die Zeitung mit denWorten: „Wir wissen inzwischen, dass es kein Einzelfall war.“ Die„Financial Times Deutschland“ (FTD) und das Magazin „Capital“berichten, bei den Ermittlungen seien bereits drei Konzernmitarbeiterdes Verstoßes gegen das Fernmeldegesetz überführt.
Es soll sich um zwei teils ehemalige Mitarbeiter der Konzernsicherheitund einen Angestellten der Mobilfunktochter T- Mobile handeln. DerStaatsanwaltschaft lägen E-Mails dieser Mitarbeiter vor, aus denenhervorgehe, dass Telefondaten eines Journalisten illegal erhoben wordenseien.
Der Kreis der Journalisten,die von der Telekom bespitzelt worden ist, soll größer sein als bislangbekannt. Demnächst würden „Personen, die von nicht rechtmäßigenMaßnahmen betroffen seien“ angeschrieben und informiert, heißt es unterBerufung auf die Bonner Staatsanwaltschaft.
Bislang ist unklar, welchen Umfang die Bespitzelung bei der Telekomgehabt hat. Das Unternehmen selbst hat eingeräumt, dass im Jahr 2005und wohl auch 2006 widerrechtlich Verbindungsdaten ausgewertet wurden.Ziel war nach Angaben aus Konzernkreisen herauszufinden, wer die Pressemit vertraulichen Informationen versorgte.
Bislang argumentiertVorstandschef René Obermann, er habe nur Kenntnis von einem Fall, beidem Telefondaten eines Journalisten und eines Aufsichtsratesabgeglichen worden seien. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unteranderem gegen den damaligen Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und denehemaligen Vorsitzenden des Telekom-Aufsichtsrates, Klaus Zumwinkel.Konzernchef René Obermann hat im Mai Anzeige bei der Staatsanwaltschafterstattet.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind allerdings noch nichtabgeschlossen. „Wir haben noch lange nicht alle Unterlagen gesichtet“,sagte Apostel. „Deshalb können wir nichtausschließen, dass weitere Personen betroffen sind.“