CDU-Vorsitz 4000 Mitglieder testen die CDU-Kandidaten in Düsseldorf

Von Olaf Kupfer · Die Messehalle 9 in der Landeshauptstadt ist am Mittwoch bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Kampf um den CDU-Vorsitz wird schärfer.

Ex-Fraktionschef Friedrich Merz (v.l.), Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn präsentieren sich am Mittwoch in Düsseldorf.

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Die Düsseldorfer Messehalle 9 wird Mittwochabend aus ihren Nähten platzen. Das zunächst angemietete Maritim-Hotel (2300 Plätze) war schnell zu klein geworden. Mittwochabend werden ab 18 Uhr rund 4000 CDU-Mitglieder in Düsseldorf die sechste von acht Regionalkonferenzen miterleben, auf der sich die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn präsentieren. Am 8. Dezember stehen die Kandidaten auf dem Parteitag in Hamburg zur Wahl (siehe Wahlverfahren im Kasten). Düsseldorf gilt als wichtige Station, da NRW mit 296 von 1001 Delegierten auf dem Parteitag die größte Fraktion stellt, überdies Spahn und Merz ihren heimischen Landesverband überzeugen wollen.

Drei Stunden soll die Veranstaltung, die auf den gestrigen Abend in Böblingen folgt, dauern. Die drei Kandidaten stellen sich jeweils zehn Minuten lang vor, dann können die Mitglieder unter der Moderation der Journalistin Claudia von Brauchitsch Fragen stellen. Über den bisherigen Verlauf des Wettbewerbs um den Vorsitz, der mit weiteren Konferenzen am Donnerstag in Bremen und Freitag in Berlin endet, sei man ausgesprochen zufrieden, heißt es aus der Partei. Am Ende sollen 13.000 CDU-Mitglieder an den Regionalkonferenzen teilgenommen haben, sagte CDU-Bundesgeschäftsführer Klaus Schüler. Die Partei sei „beseelt darüber“, dass es jetzt derartige Möglichkeiten gebe.

Derweil wird der Ton zwischen den Kandidaten rauer. Merz ging gestern in Böblingen in die Offensive und warnte vor einer Sozialdemokratisierung der Partei. „Wir müssen doch nicht alle Positionen übernehmen, die die Sozialdemokraten richtig finden“, sagte er. Merz plädierte zudem für eine offene, faire und kontroverse Diskussion im Wettstreit um den CDU-Vorsitz. „Nicht jede abweichende Meinung ist gleich eine Kritik an einer Person.“ Er nahm damit indirekt Bezug auf Aussagen von Kramp-Karrenbauer. Sie hatte die Aussage von Merz scharf kritisiert, dass die Christdemokraten AfD-Wahlerfolge nur mit einem „Achselzucken“ zur Kenntnis genommen hätten. Zudem kritisierte Merz erneut die Rentenpolitik der großen Koalition und sprach sich für eine grundlegende Steuerreform aus. Leistung müsse sich wieder lohnen.

Für den Parteitag in Hamburg liegen neben den Leitanträgen des Vorstands bereits 226 Anträge vor – das sind fast dreimal so viele wie noch vor drei Jahren. Wohlgemerkt auf einem Parteitag, auf dem erstmals seit 47 Jahren (1971 kandidierten Helmut Kohl und Rainer Barzel für die Nachfolge von Kurt-Georg Kiesinger) mehr als ein Kandidat zur Wahl steht. Um die Vielzahl von Anträgen und Wahlen ohne Anfechtungen bewältigen zu können, soll jeder der 1001 Delegierten auf seinem Platz einen Karton finden, aus dem sich eine „Tischwahlkabine“ falten lässt – die CDU wird erfinderisch.