Twitter Laschet und Handelsblatt fallen auf rechte Hetze herein

Berlin/Aachen · Twitter: Laschet und Handelsblatt fallen auf rechte Hetz-Seite mit grüner Forderung nach Kerzenverbot im Advent herein.

Foto: dpa/Michael Kappeler

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Handelsblatt-Politikchef Thomas Sigmund sind auf die gezielte Falschnachricht einer rechten "Satireseite" hereingefallen, laut der die Grünen pünktlich zum Beginn der Adventszeit ein Verbot von brennenden Kerzen in Innenräumen fordern. "Auch Adventskränze haben künftig keinen Platz mehr in den Wohnzimmern", behauptete die Seite und garnierte die Falschmeldung mit angeblichen, jedoch frei erfundenen Zitaten von Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.

Handelsblatt-Politikchef Sigmund, der zugleich Leiter des Berliner Handelsblatt Büros ist, hatte die "Nachricht" unter Angabe der Quelle per Twitter verbreitet. Bereits im Sommer hatte der Journalist Lars Wienand bei t-online.de vor der Seite gewarnt: "Das selbst ernannte Satireportal mit Briefkastenadresse auf den Seychellen wird von einem österreichischem Chefredakteur auf den Philippinen betrieben, der Verbindungen zu russischen Staatsmedien hat – und keine Scheu vor Fake News. Mit seinen vordergründig satirischen Falschmeldungen ist er stellenweise extrem erfolgreich." (Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_83974238/neue-seite-berliner-express-verbreitet-laufend-gefaelschte-politiker-zitate.html)

Foto des gelöschten Retweets von Armin Laschet.

Foto: Ulli Tückmantel

Die angebliche Grünen-Forderung nach dem Adventskerzen-Verbot wurde bereits am Freitag unmittelbar nach ihrer Verbreitung als Fälschung gekennzeichnet. (Quelle: https://hoax-alert.leadstories.com/3469924-fake-news-grune-kerzenverbot-in-innenraumen.html) Leadstories.com weist auch darauf hin, wer hinter der als Satire getarnten Hetze steckt: "Die Website wird von den gleichen Personen betrieben, die hinter contra-magazin.com stehen, einer rechtskonservativen rechtssprachigen Nachrichten-Website: Sie teilt sich eine IP-Adresse und ein Adsense-Konto und die Satire-Site ist unter "Befreundete Portale" in der Fußzeile der Site aufgeführt. Sie listet auch denselben Herausgeber (All Inclusive Media Inc.) und Chefredakteur (Marco Maier) auf."

Journalist Sigmund fiel dennoch darauf herein - und verbreitete die gezielte Falschmeldung per Twitter weiter. Ministerpräsident Laschet verließ sich offenbar auf Sigmund als Quelle und verbreitete dessen Tweet mit dem Kommentar weiter: "Jetzt drehen die Grünen durch..." Damit war Laschet schneller in der Weiterverbreitung als Sigmund im Löschen seines Tweets, nachdem ihm aufgefallen war, was er weiterverbreitet hatte. "Ich bin auf den Tweet reingefallen. Habe mich entschuldigt und dann wurde der Tweet gelöscht, damit sich der Unsinn nicht weiterverbreitet", so Sigmund. Kurz darauf löschte Armin Laschet seinen Retweet - kommentarlos.

Gegenüber einem Twitter-Nutzer, der ihn auf die Peinlichkeit ansprach, erklärte Laschet: "Die Grünen wollen nicht die Stickoxid-Belastung durch Adventskränze messen und Kerzen verbieten. Dies war eine Satire-Meldung des Berliner Express. Deshalb ist der Retweet gelöscht.“ Armin Laschet ist häufig auf Twitter aktiv und bedient seinen Account auch selbst.