Ablasshandel fürs Klima Deutsche sind bereit für ihre Klimasünden zu bezahlen
Düsseldorf · Die Bereitschaft der Bundesbürger wächst, für CO2-Emissionen einen Ausgleich zu zahlen. Das bedeutet mehr Geld für Kompensationsagenturen wie Atmosfair, Myclimate & Co.
Bei den Bundesbürgern nimmt die Bereitschaft zu, für klimaschädliches Verhalten einen Ausgleich zu bezahlen. Eine Umfrage dieser Zeitung bei den führenden Kompensationsagenturen zeigt, dass die freiwilligen Spenden deutlich wachsen. Es gibt insbesondere mehr Zahlungen zum Ausgleich von CO2-Emissionen durch Flüge.
„Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Plus von 50 Prozent oder mehr“, berichtet Julia Zhu von Atmosfair, nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland. 2018 verzeichnete die nicht profitorientierte Agentur Spenden in Höhe von 9,5 Millionen Euro, 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bei Myclimate Deutschland gab es einen Zuwachs von elf Prozent auf gut zwei Millionen Euro. In diesem Jahr könnte das Plus 50 Prozent erreichen, so die Schätzung von Geschäftsführer Stefan Baumeister. Ähnlich sieht es bei anderen Anbietern wie Klima-Kollekte, Climatepartner oder Primaklima aus.
Stiftung Warentest hat Anbieter unter die Lupe genommen
Mit den Spenden werden weltweit Projekte etwa zum Energiesparen oder zur Erzeugung von Ökostrom gefördert. Ziel ist es, woanders auf der Welt dieselbe Menge CO2 einzusparen, die zuvor durch die Reise per Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff erzeugt wurde. Atmosfair betreut derzeit laut Sprecherin Julia Zhu mehr als 20 Projekte. Dabei geht es um effiziente Öfen in Afrika und Indien, Biogasanlagen in Nepal und Thailand sowie um Solar- und Wasserkraft in Äthiopien und Südamerika.
Stiftung Warentest hat sich bereits im vergangenen Jahr mit den Agenturen beschäftigt, die freiwillige CO2-Kompensationen anbieten. Geprüft wurden unter anderem die Qualität der Kompensation und die Transparenz. Testsieger war Atmosfair. Ebenfalls mit „Sehr gut“ schnitten Klima-Kollekte und Primaklima ab. Mit „Gut“ wurde Myclimate Deutschland bewertet.
Das Umweltbundesamt verfügt über weiteres Wissen. Mit Hilfe der Spenden aus Deutschland hat sich die CO2-Menge, die auf diese Weise vermieden wurde, demnach binnen vier Jahren von fünf auf zehn Millionen Tonnen verdoppelt. Die Tendenz für weitere Einsparungen sei stark steigend.
Das Amt bietet den Verbrauchern einen Ratgeber an. Darin wird auf Qualitätsstandards verwiesen, die die Agenturen einhalten sollten. So müsse klar sein, dass die CO2-Emissionen tatsächlich in der zugesagten Höhe ausgeglichen werden. Zum Beispiel könne es bei der Aufforstung eines Waldes negative Effekte geben, die den Nutzen des Projektes unterliefen. Wichtig ist aus Sicht des Umweltbundesamtes zudem, dass es sich bei den Projekten immer um zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen handelt, die es ohne die Spenden nicht geben würde.
In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Standards wie zum Beispiel der Verified Carbon Standard (VCS) oder der Gold Standard auf dem Markt für freiwillige Kompensation etabliert. Verbraucher sollten darauf achten, dass die Anbieter diese Vorgaben einhalten.