Ärztepfusch in Deutschland: 99 Tote im vorigen Jahr

721 Menschen trugen dauerhafte Schäden davon. Gutachter geben jedem fünften klagenden Patienten recht.

Berlin. Überall, wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Das ist auch in Krankenhäusern und Arztpraxen nicht anders — dort jedoch mit teils fatalen Folgen. Immer mehr Patienten in Deutschland wenden sich mit Klagen über Behandlungsfehler an Gutachter der Ärzteschaft, und immer häufiger bekommen sie recht.

Nach einer am Dienstag von der Bundesärztekammer veröffentlichten Studie legten im vergangenen Jahr 11 107 Patienten Beschwerde ein. In 2287 Fällen kamen ärztliche Gutachterstellen zu dem Ergebnis, dass Behandlungen, Diagnosen oder die Patientenaufklärung fehlerhaft oder unzulänglich waren. Das sind 88 Fälle mehr als 2010.

Einen Anstieg der festgestellten Fehler gibt es auch in NRW: Zwischen Oktober 2010 und Oktober 2011 verzeichnete die Ärztekammer Nordrhein (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) in rund 34 Prozent der angezeigten Fälle einen Behandlungsfehler. Im vorherigen Berichtszeitraum waren es 29 Prozent.

Bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe (Regierungsbezirke Arnsberg, Detmold, Münster) wurde in 16,6 Prozent (2010: 13 Prozent) der Fälle ein Behandlungsfehler festgestellt. Bundesweit endete der Ärztepfusch für 99 Patienten tödlich. 721 erlitten Dauerschäden.

So wie der kleine Linus aus Solingen, der aufgrund einer falschen Behandlung fast vollständig erblindet ist und seit Monaten für Schlagzeilen sorgt. maka/dpa