Antibiotika in der Mast: Gesetz soll für Transparenz sorgen
Ziel ist, Keime im Fleisch zu reduzieren. Deren Folgen sind kaum untersucht.
Düsseldorf. Die unappetitlichen Enthüllungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) haben sofort Wirkung gezeigt. Kurz, nachdem die Naturschützer mitgeteilt hatten, dass in einem Fleisch-Test jede zweite Hähnchen-Probe mit resistenten Keimen belastet war, meldete sich das Bundesverbraucherschutzministerium zu Wort. Ministerin Ilse Aigner (CSU) ließ mitteilen, dass sie noch in dieser Woche einen Gesetzesentwurf für strengere Regeln in der Tiermast vorlegen werde.
Konkret geht es um eine Verschärfung des Arzneimittelgesetzes. Der Antibiotika-Einsatz in Ställen solle „auf das zur Behandlung von Tierkrankheiten absolut notwendige Mindestmaß“ beschränkt werden, sagte ein Ministeriumssprecher. Eckpunkte sehen unter anderem vor, dass Tierärzte nicht mehr von Vorgaben der Packungsbeilage bei der Anwendung abweichen dürfen. Die Medikation soll zudem in einer längeren Zeitspanne vor der Schlachtung dokumentiert werden müssen.
Tier- und Verbraucherschützer warnen seit langem davor, dass die häufige Gabe von verschiedenen Antibiotika-Mitteln die Bildung resistenter Keime begünstigt. Darauf wird das Fleisch nach der Schlachtung nicht untersucht. Ebenfalls ein Problem: „Es gibt keine Zahlen darüber, wie häufig die Keime zu Infektionen beim Menschen führen“, sagt Miriam Ewald vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfT).
Die Expertin beruhigt zwar: „Fleisch ist niemals wirklich keimfrei, und selbst wer Fleisch mit resistenten Keimen zubereitet, handelt sich noch lange keine Infektion ein.“
Allerdings rät sie zu einer disziplinierten Küchenhygiene. Abtauwasser sollte sofort entsorgt und Holzschneidebretter möglichst gemieden werden. Entscheidend aber sei: „Wer Fleisch zwei Minuten bei einer Temperatur von mehr als 70 Grad gart, tötet alle Keime ab.“
Die jetzt nachgewiesenen resistenten Keime sind als E.coli-Bakterien und Staphylokokken bekannt. Dem BfR zufolge sind sie mit Krankenhauskeimen vergleichbar, würden aber seltener zu schweren Infektionen führen. Entsprechend kritisierte Thomas Janning als Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) gestern: „Multiresistente Keime sind ein Problem vor allem im Bereich der Humanmedizin und dürfen als Thema nicht allein mit der Geflügelhaltung verknüpft werden.“