Verschiedene Sender und Zeiten Scholz wendet sich mit TV-Rede zum Ukraine-Krieg an die Bevölkerung - wo und wann sie zu sehen ist
Berlin/Hamburg · Bereits zum zweiten Mal binnen weniger Monate will sich der Bundeskanzler in einer Fernsehansprache direkt an die Bevölkerung in Deutschland wenden - an dem Tag, der die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus markiert.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die internationale Ordnung in Gefahr.
Komme der russische Präsident Wladimir Putin damit durch, dann drohe „internationale Regellosigkeit“, sagte er in einer Festrede zum 100-jährigen Bestehen des Überseeclubs im Hamburger Rathaus.
Scholz will sich am Sonntag in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden und dabei auch über den Ukraine-Krieg sprechen. Im Ersten soll die Rede um 20.20 Uhr gezeigt werden, wie der Sender auf Twitter mitteilte. Der Nachrichtensender ntv will sie bereits ab 19.00 Uhr zeigen, RTL innerhalb einer verlängerten Ausgabe seiner Nachrichtensendung „RTL Aktuell“, die um 18.45 Uhr beginnt. Das ZDF kündigte die Rede in der Programmübersicht auf seiner Webseite für 19.30 Uhr an.
Seine Amtsvorgängerin Angela Merkel (CDU) hatte sich abgesehen von der traditionellen Neujahrsansprache nur selten mit Ansprachen direkt an die Bundesbürger gewandt.
Am Sonntag, dem 8. Mai, wird in mehreren Ländern an die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erinnert. Der Tag markiert damit auch die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus. Im pazifischen Raum ging der Krieg noch weiter. Dort endete er erst mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945.
„Putin wird nicht gewinnen“
Scholz hatte sich bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar mit einer Ansprache an die Bevölkerung gewandt. Damals sprach er von einem „Überfall auf ein unabhängiges, souveränes Land“ und prophezeite: „Putin wird nicht gewinnen.“
In Hamburg äußerte sich Scholz nun ähnlich. „Putin darf diesen verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht gewinnen - und er wird diesen Krieg auch nicht gewinnen“, sagte der Kanzler.
Der 63-Jährige wird am Sonntag mit den Partnern der G7-Staaten in einer digitalen Schaltkonferenz über die aktuelle Lage in der Ukraine beraten. Zugeschaltet sein wird auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Zur G7-Gruppe gehören neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die USA.
Einen Tag später, am 9. Mai, feiert Russland den „Tag des Sieges“ und erinnert damit an den Sieg der sowjetischen Armee über Hitler-Deutschland. Erwartet wird eine große Militärparade.
Ukrainische Botschafter Andrij Melnyk keinen Anlass für eine Entschuldigung
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sieht nach seiner Attacke auf Bundeskanzler Olaf Scholz keinen Anlass für eine Entschuldigung. „Es geht nicht darum, ob man sich entschuldigt, es geht darum, dass eine richtige Politik in diesen Tagen gemacht wird“, sagte er am Freitagmorgen dem Deutschlandfunk. „Es geht nicht darum, ob man sich beleidigt fühlt oder nicht, sondern es geht darum, ob man uns hilft, in diesem Krieg nicht zu verlieren und Menschenleben zu retten.“ Das Problem, das im Weg gestanden habe, sei durch das Telefonat der beiden Präsidenten Frank-Walter Steinmeier und Wolodymyr Selenskyj nun auch ausgeräumt worden.
Die Irritationen waren zustande gekommen, nachdem die ukrainische Seite Mitte April einen Besuch von Bundespräsident Steinmeier in Kiew abgelehnt hatte, dem sie vorwirft, als früherer Außenminister eine pro-russische Politik verfolgt zu haben. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte daraufhin einen eigenen Besuch vorerst abgelehnt. Melnyk nannte Scholz deswegen eine „beleidigte Leberwurst“ und war dafür in Deutschland heftig kritisiert worden.
Steinmeier und Selenskyj telefonierten dann am Donnerstag miteinander. Dabei seien Irritationen der Vergangenheit ausgeräumt worden, hieß es im Anschluss. Selenskyj lud sowohl Steinmeier persönlich wie auch die gesamte Bundesregierung zu Besuchen nach Kiew ein, wie es aus dem Bundespräsidialamt hieß.
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