Asylbewerber-Unterkünfte in fast allen Ländern überfüllt

Berlin (dpa) - Wegen der zahlreichen Konflikte weltweit sind viele Menschen auf der Flucht. Die Auswirkungen sind spürbar: Nach Angaben des Bundesinnenministeriums beantragten von Januar bis August 115 737 Menschen Asyl in Deutschland, 62,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

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99 592 von ihnen stellten erstmals einen Antrag. Die Unterkünfte für Asylbewerber sind fast überall überfüllt. Ein Überblick über die Lage in den Ländern:

BADEN-WÜRTTEMBERG: In Baden-Württemberg wurden bis Ende August 13 388 Erstanträge auf Asyl gestellt.Alle regulären Plätze für die Aufnahme von Flüchtlingen sind belegt. Einige mussten in Karlsruhe im Freien übernachten. Etwa in einer Übungshalle der Feuerwehrschule und in einer ehemaligen Kaserne wurden Notquartiere eingerichtet.

BAYERN: Bayern hat nach Angaben der Staatskanzlei bis Ende August 16 698 Asylbewerber aufgenommen. Neue Unterkünfte werden händeringend gesucht. Derzeit werden viele Neuankömmlinge in Zelten untergebracht. Bis Oktober sollen deshalb 2000 neue Plätze geschaffen werden.

BERLIN: Bis Mitte September stellten 6683 Menschen in Berlin einen Antrag auf Asyl. Die Unterkünfte sind voll. Gesucht werden jetzt Hallen, um Betten aufzustellen. Zudem sollen sechs bis acht Wohncontainer-Dörfer mit jeweils 200 bis 400 Plätzen gebaut und ab November bezogen werden.

BRANDENBURG: Die Zahl der Asylbewerber in Brandenburg hat sich innerhalb von zwei Jahren nahezu verdoppelt. Derzeit leben dort nach Angaben des Innenministeriums 3967 Asylbewerber. In der Erstaufnahmeeinrichtung gibt es 1600 Plätze - darunter sind 250 Notbetten in einer Turnhalle und einem früheren Verwaltungsgebäude.

BREMEN: In Bremen kamen von Januar bis Mitte September rund 1250 Flüchtlinge an. „Wir liegen in den ersten acht Monaten schon 80 Prozent über den Vergleichszahlen 2013“, sagte der Sprecher des Sozialressorts. Die Flüchtlinge leben überwiegend in festen Immobilien, aber auch in Containern.

HAMBURG: Hamburg hat im ersten Halbjahr 2297 Asylbewerber neu aufgenommen. In der Erstaufnahme leben von rund 2300 Flüchtlingen etwa 300 in Zelten. Rund 800 Flüchtlinge sind schon deutlich länger als die eigentlich vorgesehenen drei Monate dort, weil die für die Anschlussbetreuung zuständige Sozialbehörde keine Plätze findet.

HESSEN: In Hessen haben dieses Jahr bisher fast 15 000 Flüchtlinge erste Aufnahme gefunden. Im Erstaufnahmelager in Gießen wurden zuletzt Zelte errichtet und Betten aufgeschlagen. Manche Städte stellen für die Unterbringung Container auf oder mieten Hotelzimmer.

MECKLENBURG-VORPOMMERN: Bis Ende August kamen 2257 Flüchtlinge nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Reserven in den bestehenden Unterkünften seien erschöpft, sagte der Vorsitzende des Landkreistages, Rolf Christiansen. Die Anforderungen an Unterkünfte sollten gelockert werden, um auch leerstehende Wohnblocks nutzen zu können.

NIEDERSACHSEN: In Niedersachsen wurden bis Ende Juli 9795 Asylanträge gestellt. Die Landesaufnahmebehörde ist durch die stark angestiegene Zahl von Flüchtlingen ausgelastet. Deshalb kommen derzeit Flüchtlinge auch in Containerunterkünften und in Ausnahmen auch in Zelten unter.

NORDRHEIN-WESTFALEN: Bis August 2014 wurden in Nordrhein-Westfalen 22 405 Erstantragsteller aufgenommen. Die Einrichtungen sind überbelegt. Duisburg hat eine Zeltstadt eingerichtet, in die bislang aber noch niemand einziehen musste. Essen weicht auf ehemalige Schulen aus und hat ein Hotel angemietet. Wohncontainer sind in Planung.

RHEINLAND-PFALZ: Rheinland-Pfalz hat laut Integrationsministerium bis August dieses Jahres 5852 Asylbewerber registriert. Die Aufnahmeeinrichtungen sind voll. Ein dritter Standort wird gesucht. Ein Teil der Flüchtlinge lebt in Containern.

SAARLAND: Im Saarland ist die Kapazität für die Aufnahme von Flüchtlingen fast ausgeschöpft. Nach Angaben des Innenministeriums lebten dort Ende August 1192 Menschen. Von Januar bis Juli hat das Land 1367 Asylbewerber aufgenommen.

SACHSEN: In Sachsen sind in diesem Jahr schon rund 6000 Asylbewerber erstmals aufgenommen worden. Bei weiter steigenden Flüchtlingszahlen soll es neben der in Chemnitz künftig auch in Dresden und Leipzig Erstaufnahmeeinrichtungen geben. In Leipzig sind vorübergehend auch Wohncontainer vorgesehen.

SACHSEN-ANHALT: Nach Sachsen-Anhalt kamen im ersten Halbjahr dieses Jahres nach Angaben des Innenministeriums knapp 2200 Asylbewerber. Die derzeitigen Kapazitäten reichen oftmals nicht aus, teils wird an neuen Gemeinschaftsunterkünften gearbeitet.

SCHLESWIG-HOLSTEIN: Schleswig-Holstein hat bis Ende August 3878 Asylbewerber aufgenommen. Die Kapazitäten der Erstaufnahmeeinrichtung sind nach Angaben des Innenministeriums erschöpft. Flüchtlinge kommen kurzfristig in einem Zelt unter. Die Landesregierung prüft die Unterbringung in ehemaligen Bundeswehrliegenschaften.

THÜRINGEN: Thüringen hat laut Landesverwaltungsamt in diesem Jahr 3431 Asylbewerber aufgenommen. Von den 940 Plätzen in den Erstaufnahmeeinrichtungen sind 811 belegt. In Eisenberg sind Wohncontainer im Einsatz. Im Juli war in Suhl eine weitere Erstaufnahmeeinrichtung eröffnet worden.