Autodiebstähle steigen drastisch an
Göhren-Lebbin (dpa) - Von einem Europa ohne Grenzen profitieren auch Autoschieber. Immer mehr gestohlene Fahrzeuge bleiben spurlos verschwunden. Besonders betroffen sind der Osten Deutschlands und NRW.
Die Zahl gestohlener Autos, die nie wieder auftauchen, ist seit Wegfall der Kontrollen an den Grenzen zu Polen und Tschechien rapide gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden 35 564 Pkw bei den deutschen Sicherheitsbehörden als gestohlen verzeichnet. Davon sind 19 318 nicht wieder aufgetaucht - das sind 22,5 Prozent mehr als 2007. Das geht aus einem internen Lagebericht für die Innenministerkonferenz hervor, der der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Die Innenminister kündigten am Freitag zum Abschluss ihrer Tagung in Göhren-Lebbin an, stärker gegen Autodiebe vorgehen zu wollen.
Besonders betroffen sei der Osten Deutschlands. In Berlin würden die meisten Autos geklaut. Die Behörden registrierten dort eine Zunahme der dauerhaften Diebstähle seit 2007 um knapp 60 Prozent auf 4189. Auf dem zweiten und dritten Platz liegen das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen (4000 verschwundene Pkw) sowie Brandenburg (rund 1500 Pkw). Die höchsten Steigerungsraten bei den dauerhaft verschwundenen Autos seit 2007 gibt es in Sachsen (plus 98 Prozent), Brandenburg (plus 96 Prozent) und Hamburg (plus 78 Prozent).
Zugleich werden weniger Autos in Tschechien und Polen gestohlen. In dem Lagebericht wird daher angenommen, dass die Diebe den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten seit dem Wegfall der Grenzkontrollen nach Deutschland verlagert haben. Dabei haben sie besondere Vorlieben bei den Marken: „Während insbesondere bei BMW-Fahrzeugen nochmals deutliche und bei Ford sowie Opel nominal geringere Steigerungen festzustellen sind, können die Hersteller Audi, Mercedes, VW und Porsche Rückgänge vermelden“, heißt es zur Entwicklung in 2011.
Die Diebe könnten auch moderne Wegfahrsperren überwinden. Die gestohlenen Autos landen laut Lagebericht überwiegend in Osteuropa, zum Teil sogar in weiter entfernten Regionen wie Tadschikistan und Usbekistan. Innerhalb Osteuropas komme den Ländern Polen und Litauen eine große Bedeutung für die internationalen Kfz-Diebstähle zu.
Auch die tschechischen Autodiebe zieht es zunehmend in die Nachbarländer Deutschland und Österreich. Die Kriminellen lockt nach Angaben von Polizei-Experten in Tschechien vor allem die dort größere Auswahl an Luxuswagen im Vergleich zu ihrem Heimatland sowie die größere Anonymität in Großstädten wie Berlin. Im EU-Mitgliedsstaat Tschechien selbst ist die Zahl der Autodiebstähle innerhalb eines Jahrzehnts um 53 Prozent gesunken. Während im Jahr 2002 noch 24 977 Fahrzeuge als gestohlen gemeldet wurden, waren es im Vorjahr 11 647. Nur rund ein Drittel der Straftaten konnten aufgeklärt werden.
Wie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte, wird eine bessere Zusammenarbeit mit den Nachbarländern bei der Fahndung angestrebt. Der Lagebericht für die Innenminister listet eine Reihe von möglichen Gegenmaßnahmen auf: Dazu zählen neben einer besseren Zusammenarbeit mit den Ermittlern der Nachbarländern auch die Nutzung von automatischen Kennzeichenfahndungssystemen, die Anwendung von Fahrzeugortungen und der Einsatz von Lockfahrzeugen.