Berliner Notizen: Polit-Phantom und modische Fliegen
Düsseldorf. Phantom. Seit 35 Jahren geistert der Bundestagsabgeordnete Jakob Maria Mierscheid als Polit-Phantom herum. Nun wird er erstmals im aktuellen „Kürschner“, dem Bundestags-Handbuch, erwähnt.
Als „fiktiver deutscher Politiker“, der für die SPD seit 1979 im Bundestag sitzt.
Ein paar Genossen hatten Mierscheid damals zum Leben erweckt. Es folgten stetig Pressemitteilungen, wie zuletzt die von Ex-Parteichef Franz Müntefering, der 2013 gar zum „Mierscheid-Jahr“ ausgerufen hatte. „Ich bin weder eine Erfindung noch ein Patent, ich bin die Lösung“, ließ Mierscheid einst wissen. So einen könnte man tatsächlich gut gebrauchen.
Verkleidung. Rosenmontag ist zwar erst in drei Wochen. Doch ein Foto von Renate Künast (Grüne), das eine große Boulevardzeitung am Donnerstag veröffentlichte, lässt auch den Schluss auf eine Vorverlegung der närrischen Zeit zu. Künast ist auf diesem Foto im Bienen-Kostüm zu sehen. Mit lustigen schwarz-gelben Fühlern am Kopf. Dabei hatte ihre Verkleidung einen ernsten Hintergrund: Als neue Chefin des Verbraucherausschusses protestierte Künast mit Gleichgesinnten neben dem Reichstagsgebäude gegen den Anbau von Genmais. Eine Sssssssuper-Idee.
Mode. Wer als Schriftführer neben dem Sitzungsleiter bei Bundestagsdebatten sitzt, muss sich auch weiterhin der „Würde des Hauses“ entsprechend kleiden. Das hat Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) klarstellen lassen. Anlass war eine Äußerung seiner Stellvertreterin Claudia Roth (Grüne), die den „Krawattenzwang“ bei Schriftführern für abgeschafft erklärt hatte.
In einem Punkt hat die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen allerdings recht: Es braucht kein Binder zu sein. Eine Fliege tut es auch. Oder ein Halstuch. Das hat Lammert zugestanden. Etwas modische Freiheit bleibt also doch.