Bischof Zollitsch ruft Katholiken zum Aufbruch auf

Mannheim (dpa) - Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat die katholischen Christen aufgerufen, „die Zukunft der Kirche in unserem Land“ und „den Aufbruch“ aktiv zu gestalten.

„Wir haben keine Zeit damit zu verlieren, nostalgisch oder gar gelähmt zurückzuschauen und unsere Kraft mit Klagen und Jammern zu vergeuden“, sagte er bei einem Gottesdienst beim Katholikentag in Mannheim. Nur wer sich der Zukunft stelle, bleibe jung und diene dem Wachstum des Reiches Gottes und dem Aufbau einer gerechteren Welt.

Das fünftägige Laienforum, das am Sonntag zu Ende geht, ist geprägt von der Krise in der katholischen Kirche. Viele Gläubige fordern vehement Reformen wie mehr Mitwirkungsrechte für Frauen, Verbesserungen für wiederverheirate Menschen und Paare unterschiedlicher Konfession sowie neue Ansätze in der Seelsorge. Viele Bischöfe stehen dem ablehnend oder abwartend gegenüber.

Der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Günther Beckstein, äußerte sich kritisch zum Stand der Ökumene. „Ich habe im Moment den Eindruck, dass die katholische Kirche sehr stark mit sich selbst beschäftigt ist, mit Schwierigkeiten von Missbrauch bis Reform“, sagte der frühere bayerische Ministerpräsident (CSU) der Zeitungsgruppe „Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung“. „Von daher ist die katholische Kirche nicht so stark in der Welt präsent wie das jahrzehntelang war. Ich sehe auch nicht ganz ein, warum die Versöhnung mit den Piusbrüdern eine größere Bedeutung hat als die Ökumene mit den Protestanten.“

Am Freitagabend hatte der Katholikentag mit einer Gala an das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren erinnert, mit dem wichtige Reformen angestoßen worden waren. Das Kirchenfest mit mehreren zehntausend Teilnehmern steht unter dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“.