Bisky kritisiert Linke: Viele „Ideologie-Ajatollahs“
Potsdam/Brüssel (dpa) - Der ehemalige Bundesvorsitzende der Linken, Lothar Bisky, hat seiner Partei vorgeworfen, „zu verbissen“ und „zu verblendet“ ihre politischen Ziele zu verfolgen.
Bei der Linken gebe es zu viele „Ideologie-Ajatollahs“, kritisierte Bisky in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Es müsse in der Partei „mehr Respekt gegenüber anderen Gedanken und Persönlichkeiten“ geben.
In der Debatte um die Bewertung des Mauerbaus vor 50 Jahren forderte Bisky von seiner Partei eine einheitliche Haltung. Für die Linke gebe es keine Alternative als die Verurteilung der Mauer. „Der Mauerbau war ein schwerwiegender historischer Fehler, der durch nichts zu rechtfertigen ist“, betonte Bisky. „Das zu relativieren, wäre sehr verhängnisvoll.“
In der Linkspartei betrachten manche den Mauerbau als eine logische Folge des Zweiten Weltkriegs - auch die Vorsitzende Gesine Lötzsch, die dafür heftig kritisiert wurde. Die Linke in Mecklenburg-Vorpommern konnte sich bei ihrem Landesparteitag am vergangenen Wochenende nicht auf eine Bewertung des Mauerbaus einigen und vertagte das Streitthema auf die Zeit nach der Landtagswahl.
Bisky war lange Jahre zunächst Bundesvorsitzender der PDS und später der Linken. 2010 machte er gemeinsam mit Oskar Lafontaine Platz für das neue Führungsduo Gesine Lötzsch und Klaus Ernst. In Brandenburg stand der frühere Hochschulprofessor 14 Jahre lang - von 1990 bis 2004 - an der Spitze der PDS-Fraktion. Heute sitzt Bisky für seine Partei im Europaparlament.