Hauen und Stechen unter Web-Aktivisten
Ein Streit zwischen Hackern könnte den Start der Enthüllungsplattform Openleaks gefährden.
Düsseldorf. Seit dem Wochenende hat Daniel Domscheit-Berg keine Heimat mehr. Zumindest dann, wenn man den Chaos Computer Club (CCC), Europas größte Vereinigung von Computer-Hackern, als die Heimat des ehemaligen Wikileaks-Sprechers bezeichnen darf.
Per Vorstandsbeschluss wurde der 33-Jährige am Wochenende aus dem Club herausgeworfen. Offiziell, weil Domscheit-Berg die Hacker des CCC für seine eigene Enthüllungsplattform Openleaks instrumentalisieren wollte.
Ursprünglich wollte der Openleaks-Gründer beim diesjährigen Sommercamp des CCC am Wochenende seine neue Plattform vorstellen. Dabei, so behauptet der Vorstand des Computerclubs, habe er den Eindruck erweckt, der CCC leiste eine Art Sicherheitsüberprüfung für das „Whistleblower“-Projekt.
Hätte der CCC die Plattform mit dem Prädikat „sicher für potenzielle Informanten“ bedacht, hätte dies als Ritterschlag für Openleaks gelten können. Mit seiner Ankündigung habe Domscheit-Berg den Ruf des CCC missbraucht.
Auf den ersten Blick keine — bis auf die Tatsache, dass Openleaks eine Konkurrenz zu Wikileaks sein könnte. Die Tageszeitung „taz“ und die Wochenzeitung „der Freitag“ testen die neue Enthüllungsplattform, auch die Verbraucherschützer von Foodwatch sind interessiert.
Der eigentliche Grund für Domscheit-Bergs Rauswurf dürfte in seinem Bruch mit Julian Assange liegen. Voriges Jahr hatte er Wikileaks im Streit verlassen, dabei 3500 bisher unveröffentlichte Dokumente mitgenommen. Angeblich, weil sich Assange nicht um deren Sicherheit gekümmert habe. Eine gütliche Einigung im Streit um die Dokumente oder eine Vermittlung durch den CCC habe Domscheit-Berg abgelehnt.
Das lässt sich derzeit nicht abschätzen. Klar ist, dass Domscheit-Bergs Rauswurf alles andere als ein Vertrauensvorschuss für seine Plattform ist. Man wird abwarten müssen, ob und welche Menschen jetzt noch Informationen bei Openleaks ablegen.
Selbst innerhalb des CCC gilt er bei vielen als irrational und unangemessen. Die Netzgemeinde mit Bloggern und Co. ist ebenfalls zwiegespalten.