Bundestag: Die Vorzüge des Parlamentarier-Lebens

Vom Reisebüro bis zur Sporthalle: Den Volksvertretern mangelt es in Berlin an nichts. Ein Streifzug durch das Parlament.

Berlin. Ist die Bundestagswahl am 22. September erst einmal gelaufen, beginnt für die frisch gewählten Abgeordneten rasch der harte, parlamentarische Alltag. Doch der Bundestag bietet auch allerhand Annehmlichkeiten an, die den Volksvertretern das Parlamentsleben erleichtern sollen. Ein (unvollständiger) Streifzug durch die Berliner Parlamentsgebäude.

Wenn’s in Berlin regnet, kann das den Abgeordneten egal sein. Trockenen Fußes kommen sie überall hin. Durch ein unterirdisches Tunnelsystem, das zum Teil unter der Spree herführt, und über mehrere, überdachte Brücken sind die Gebäude des Bundestages miteinander verbunden. Bei Terminen außerhalb sorgt die Fahrbereitschaft für Regenschutz: 150 Limousinen samt Chauffeur hat der Bundestag angemietet. Etwa 1,5 Millionen Kilometer im Jahr legt der Fahrdienst auf Geheiß der Abgeordneten zurück.

Wer knapp bei Kasse ist, geht ins Untergeschoss des Reichstages. Dort stehen gut gefüllte Geldautomaten. 8252 Euro beträgt die monatliche Abgeordneten-Entschädigung. Außerdem gibt es 4123 Euro an steuerfreier Kostenpauschale für Wahlkreisausgaben. Für Mitarbeiter in Berlin bezahlt die Verwaltung noch einmal monatlich 15 798 Euro, und für die Büroausstattung stehen jedem Parlamentarier jährlich weitere 12 000 Euro zur Verfügung — für Laptops, teure Stifte, Handys, Tablet-PC und was es noch so an (gehobenem) Bürobedarf gibt.

Wer Abgeordneter oder Mitarbeiter ist, kann sich für rund 40 Euro im Monat einen der 369 Parkplätze unter den Bundestagsgebäuden mieten. Und wer das nicht will, wird von der Berliner U-Bahn direkt vor die Tür gebracht — mit der „Kanzlerbahn“ U 55 vom Hauptbahnhof zum Paul-Löbe-Haus und zum Brandenburger Tor. Nur 1,8 Kilometer kurz, dafür 320 Millionen Euro teuer.

Nur ein paar Treppenstufen muss man im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus hinabsteigen, schon steht man in der Sporthalle des Bundestages.

Direkt angeschlossen sind ein Fitnessraum und eine Sauna, derzeit ist beides im Umbau. Für die geistige Fitness befindet sich über dem Sportbereich die Bibliothek — mit 1,3 Millionen Büchern ist sie die drittgrößte Parlamentsbibliothek der Welt. Allerdings sieht man dort selten jemanden sitzen.

Zwei Reisebüros, ein Bahnschalter, eine Sanitätsstelle, selbst ein Automat fürs schnelle Einchecken in den Flieger erleichtern den Abgeordneten das Leben. Wer schlecht zu Fuß ist, kann vom Reichstag in das Jakob-Kaiser-Haus ein Laufband nutzen. Hungern muss zudem niemand: Es gibt Teeküchen für Selbstversorger, dazu Casino, Kiosk, Espressobar, Cafeteria — und ein Nobelrestaurant auf der Dachterrasse des Reichstages.

So einen Betriebskindergarten wünschen sich viele Arbeitnehmer: Unmittelbar an der Spree gelegen „ruft der Kindergarten Assoziationen an ein elegant verspieltes Schiff wach“ (Zitat Bundestag). Die Tagesstätte bietet 170 Kindern Platz. Jedem Gruppenraum ist direkt eine Freifläche zugeordnet, auf dem Dach gibt es grüne Spielflächen. Besser geht’s wohl nicht.

Wer hat schon einen privaten Andachtsraum? Und das auch noch mit einer Gebetsschale des Dalai Lama, einem Gebetsteppich des Großmuftis von Damaskus und Geschenken von Papst Benedikt? Im ersten Obergeschoss des Reichstages lädt eine kleine Kapelle die Abgeordneten zur inneren Einkehr ein. Jeden Donnerstagmorgen in Sitzungswochen findet dort auch ein Gottesdienst statt — dann läuten im Reichstag die Glocken des Kölner Doms. Vom Band.