Bundeswehr-Marinesoldaten fesseln Vorgesetzten
Berlin (dpa) - Mindestens vier Marine-Soldaten der Bundeswehr haben auf einem Schnellboot im Libanon-Einsatz einen Vorgesetzten gefesselt und mit Farbe beschmiert. „Hier wohnen die Mongos“, sollen sie dem Bootsmann auf ein Bein geschrieben haben.
Die Bundeswehr hat den Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Beschuldigten wurden aus dem Einsatz abgezogen. Spekulationen über einen möglichen rassistischen Hintergrund trat das Bundesverteidigungsministerium am Mittwoch entgegen. Der mit einem Spanngurt und Klebeband an einen Tisch gefesselte Bootsmann soll thailändischer Herkunft sein. Nach Darstellung von Mitgliedern des Bundestags-Verteidigungsausschusses hat es sich um einen Racheakt gehandelt, nachdem der Bootsmann seine Untergebenen provoziert habe.
Marine-Inspekteur Axel Schimpf verurteilte den Angriff scharf und kündigte harte Ermittlungen an. „Derartige Fälle dulde ich nicht in unserer Marine“, sagte er der Zeitung „Die Welt“ (Donnerstag). „Deswegen wird nun mit der gegebenen Härte ermittelt. Intern sind sofort die nötigen Konsequenzen gezogen worden.“
Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus verwies auf die harten Einsatzbedingungen für die Marine-Soldaten. „Da kommt es unvermeidbar gelegentlich eben auch mal zu Spannungen, die sich auch gelegentlich entladen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Sie dürfen sich natürlich nicht so, wie es hier berichtet wird, entladen.“
Der Angriff ereignete sich am 15. Februar auf dem Schnellboot „Hermelin“ im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut. Der Bootsmann soll aus seinem Bett gezerrt und dann gefesselt und beschmiert worden sein. Der Verteidigungsausschuss wurde am Mittwoch über den Fall informiert.
Dem Angriff soll nach Angaben von Abgeordneten eine Provokation des Vorgesetzten vorausgegangen sein. Er soll seinen Untergebenen mit den Worten „Da schlafen die Mongos“ oder auch „das ist das Mongolager“ ihre Kojen zugewiesen haben. Wegen Platzmangels habe er schließlich im selben Raum mit den Obermaaten schlafen müssen und sei dann von ihnen aus der Koje gezerrt worden.
Am 22. Februar wurde der Fall nach Angaben des Einsatzführungskommandos wegen des „Verdachts eines tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten“ an die Staatsanwaltschaft übergeben. Der stellvertretende Ministeriumssprecher Christian Dienst sprach von einem „höchst bedauernswerten Einzelfall“. CDU-Verteidigungsexperte Ernst-Reinhard Beck betonte, der Fall sei „kein Politikum“.