Castor-Transport trotz Blockaden weiter
Karlsruhe (dpa). Trotz Gleisblockaden und Protesten von hunderten Atomkraftgegnern ist der Castor-Transport aus Karlsruhe ungehindert auf die Reise nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern gegangen.
Die fünf Castor-Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll verließen am frühen Mittwochmorgen die ehemalige Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) und rollten in Richtung Bayern.
Mehrere hundert Polizisten sicherten den Zug ab. Die Castoren fuhren zunächst auf Stadtbahngleisen durch mehrere Wohngebiete der Gemeinden Eggenstein-Leopoldshafen und Karlsruhe. Auf dem Güterbahnhof Karlsruhe legte der Zug einen ersten Stopp ein und wurde rangiert.
Nach Polizeiangaben fuhrt er über Pforzheim (Enzkreis), Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) und Heilbronn in Richtung Würzburg (Bayern). In der Nacht hatte die Polizei eine Gleisblockade von Castor-Gegnern im Karlsruher Stadtteil Neureut aufgelöst. 310 Demonstranten wurden dabei in Gewahrsam genommen.
Gegen zehn von ihnen soll nach Polizeiangaben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Die Protestaktionen verzögerte den Zeitplan für den Transport nach Polizeiangaben nicht. Die Atomkraftgegner warfen der Polizei vor, während der Räumung Pfefferspray eingesetzt zu haben.
Es gab kleinere Rangeleien. Mehrere Demonstranten seien verletzt worden. Auch ein Polizist erlitt eine Gehirnerschütterung durch einen Schlag eines Demonstranten. Rund 500 Demonstranten hatten sich zuvor an der Route des Atommüll-Transportes zu einer „Nacht-Tanz-Blockade“ versammelt.
Kurz vor 23.00 Uhr liefen sie spontan zu den Schienen und konnten sich auf einer Strecke von rund 200 Metern auf die Gleise setzen. Die Polizei griff zunächst nicht ein. Gegen 01.30 Uhr begannen die Beamten, die Aktivisten von den Gleisen zu tragen und in Gewahrsam zu nehmen.
Die Polizei richtete eine Art Wagenburg ein, in der sie die Demonstranten festhielt. Nach etwa 90 Minuten war die Blockade aufgelöst. Schon am Dienstag hatten sich Greenpeace-Aktivisten rund neun Stunden lang an die Gleise direkt vor der Wiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe gekettet.
Der Atommüll soll am Donnerstag im Zwischenlager Nord in Lubmin ankommen. In den fünf Castoren sind 56 Tonnen radioaktiver Abfall aus der vor zwei Jahrzehnten stillgelegten WAK. Der früher als „Atomsuppe“ bezeichnete stark strahlende Müll wurde verglast, um ihn transportfähig zu machen.
Die Castor-Gegner störten sich daran, dass der Atommüll aus Baden-Württemberg nicht auch hier gelagert wird. Nach ihrer Ansicht muss der strahlende Abfall in dem Bundesland bleiben, in dem er anfällt. Ihr Hauptanliegen ist jedoch, dass keine Energie mehr aus Atomkraft produziert wird.