Generation Stress zwischen Last und Lust
Arbeitnehmer unter 30 leiden laut DAK-Studie häufiger an psychischen Erkrankungen.
Berlin. Was macht einen typischen Unter-30-Jährigen heute in Deutschland aus? Herbert Rebscher schaut ernst. „Er neigt zu einer risikobehafteten Lebensführung in allem, was er tut“, sagt der 56-jährige DAK-Chef.
Gegen solche Sorglosigkeit hat der Krankenkassenchef nicht einmal etwas einzuwenden, denn Sorgen um die Zukunft, Scheu vor jedem Risiko und seelische Lasten machen krank. Doch prekäre oder unliebsame Jobs und unklare Zukunftsaussichten werden für eine immer größere Gruppe früh zum schweren Gepäck fürs Leben.
3.000 junge Leute im Job ließ die DAK für ihren aktuellen Gesundheitsreport befragen. Immerhin arbeiten fast drei Viertel in ihrem Wunschberuf. Ein Viertel leistet Schichtarbeit, 13 Prozent müssen Bereitschaftsdienste absolvieren, mehr als ein Drittel häufig Sonntagsarbeit. „Bei jungen Leuten nimmt die Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse zu“, sagt Rebscher. Nur 28 Prozent bewerten ihren Arbeitsalltag als locker.
Insgesamt sind 43 Prozent mit ihrer Arbeit zufrieden — das Bild ist also gemischt. „Im Grunde blicken sie sehr zuversichtlich in ihre berufliche Zukunft“, sagt Studienautor Hans-Dieter Nolting. Doch immerhin 17 Prozent der Jüngeren blicken pessimistisch in ihre Zukunft. 27 Prozent empfinden Arbeits- und Zeitdruck als zu hoch. Der Stress nagt an der Seele. So stellt die Techniker Krankenkasse einen deutlichen Anstieg von Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen bei den Jüngeren fest.
Zuviel Belastung im Job ist das Eine, zu wenig Anforderung das Andere. Fast zwei von drei meinen, sie könnten mehr leisten. Auch andauernde Unterforderung bringt Stress mit sich.
Gesund leben wollen die meisten. Doch viele schieben es auf. 38 Prozent finden es anstrengend, neben dem Job für Bewegung oder gesunde Ernährung zu sorgen. 37 Prozent meinen, sie müssten an ihrem Verhalten einiges oder viel verbessern.
Immer Lust auf Bier, Wein oder Schnaps beim Ausgehen hat jeder dritte junge Mann und eine von fünf Frauen. Alkohol bleibt mit mindestens einem Suff pro Monat bei jedem dritten jungen Arbeitnehmer ein Dauerbrenner.
Was tun angesichts der Risiken im Berufsleben? Der Hamburger Psychiatrie-Chefarzt Hans-Peter Unger sieht die Arbeitgeber gefordert. Zur Gesundheitsbedrohung wird der Beruf, wenn die Arbeitnehmer wenig Einfluss auf die Arbeit haben, sich nicht mit ihr identifizieren, ihren Job als unsicher empfinden.