Chancen für stärkere Rentenbeitragssenkung
Berlin (dpa) - Die Chancen für eine stärkere Senkung des Rentenbeitrags im kommenden Jahr stehen nicht schlecht. Wegen des Beschäftigungsbooms und der sprudelnden Einnahmen könnte der Beitragssatz zum Jahreswechsel von derzeit 19,6 auf 18,9 Prozent sinken, berichtete das „Handelsblatt“.
Dies wurde von der Deutschen Rentenversicherung Bund am Donnerstag jedoch nicht bestätigt. Mit Blick auf die Ermäßigung im kommenden Jahr sagte ein Sprecher: „Der aktuelle Stand ist 19,0 Prozent.“ Er verwies dazu auf die letzte Expertenschätzung vom Juni. Dem Vernehmen nach deutete sich dabei aber bereits ein Niveau von knapp unter der 19-Prozent-Marke an. Konkret steht dies aber erst im Herbst fest.
Mit einer Senkung auf 18,9 Prozent würde genau im Jahr der Bundestagswahl der Beitragssatz erstmals seit 1995 die Schwelle von 19 Prozent wieder unterschreiten. Arbeitnehmer und Arbeitgeber würden bei einer Beitragsermäßigung um insgesamt 0,7 Prozentpunkte um zusammen etwa sieben Milliarden Euro entlastet.
Kommt es tatsächlich zu dieser stärkeren Beitragsabsenkung, müsste ein Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 2500 Euro genau 8,75 Euro im Monat oder 105 Euro im Jahr weniger in die Rentenkasse überweisen.
Die Zeitung beruft sich bei ihrer Darstellung auf Informationen aus Kreisen der Rentenversicherung. Danach verbuchte diese im Juni ein Plus bei den Pflichtbeiträgen gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Prozent auf 14,92 Milliarden Euro. Damit sind die Aussichten gut, dass die Rücklagen der Rentenkasse zum Jahresende die zuletzt erwarteten 28,8 Milliarden Euro oder 1,7 Monatsausgaben noch übertreffen. Ab 1,5 Monatsausgaben muss der Beitrag zwingend gesenkt werden.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte den Verzicht auf die Beitragssenkung und stattdessen den Aufbau einer zusätzlichen Demografie-Rücklage. „Wir warnen die Koalition vor einer Senkung des Rentenbeitrags“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der dpa. Dies sei „ein gefährlicher Bumerang“ und gehe zulasten künftiger Rentner. Da mit einem Abschmelzen der Rücklagen zu rechnen sei, müsse der Beitrag dann wieder stark angehoben werden. „Das Rentenniveau würde trotzdem weiter abstürzen“, warnte Buntenbach.
Die Arbeitgeber setzten sich dagegen für eine Beitragsermäßigung ein. „Es ist eine gute Nachricht, dass der Rentenbeitrag im kommenden Jahr deutlich sinken wird“, sagte ein Sprecher der Arbeitgebervereinigung BDA. Dies werde nicht nur für spürbar „mehr Netto vom Brutto“ bei den Beschäftigten sorgen, sondern auch zur Entlastung bei den Arbeitskosten beitragen. „Aufgrund der klaren gesetzlichen Vorgaben ist eine Beitragssatzsenkung im kommenden Jahr zwingend. Daran sollte auch nicht gerüttelt werden.“