Christian Wulff will sich „der Zukunft zuwenden“
Freispruch für den ehemaligen Bundespräsidenten und den Filmproduzenten David Groenewold.
Hannover. Das Landgericht Hannover hat den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Zwei Jahre nach seinem Rücktritt als Staatsoberhaupt entschieden die Richter, für den Vorwurf der Vorteilsannahme im Amt gebe es keinerlei Belege.
Wulff stand zusammen mit Filmfinancier David Groenewold vor Gericht. Dieser hatte 2008 für Wulff — damals noch niedersächsischer Ministerpräsident — rund 720 Euro Hotel- und Bewirtungskosten während eines Oktoberfestbesuchs übernommen. Zweieinhalb Monate später warb der Ministerpräsident bei Siemens um Unterstützung für einen Film, den Groenewold produziert hatte. Dieser musste sich deshalb wegen Vorteilsgewährung verantworten. Er wurde ebenfalls freigesprochen.
Richter Rosenow sagte, das Gericht habe nicht feststellen können, dass Wulff Vorteile angenommen und es eine Unrechtsvereinbarung zwischen ihm und Groenewold gegeben habe.
Das ehemalige Staatsoberhaupt reagierte erleichtert. „Das Recht hat sich durchgesetzt. Nun kann ich mich wieder der Zukunft zuwenden“, sagte der 54-Jährige.
Während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Urteil nicht kommentierte, kritisierte FDP-Chef Christian Lindner die Rolle der Medien in der Affäre. „Der Freispruch für Christian Wulff ist ein Anlass, die Erregungsspirale der deutschen Öffentlichkeit kritisch zu hinterfragen“, sagte er unserer Zeitung. „Zu einer liberalen Gesellschaft passen weder Pranger noch Shitstorm.“
Grünen-Chefin Simone Peter sagte auf Anfrage, mit dem Freispruch seien zwar die strafrechtlichen Vorwürfe gegen Christian Wulff ausgeräumt worden. „Politisch war sein Rücktritt als Staatsoberhaupt trotzdem notwendig.“ Ein Bundespräsident müsse nämlich schon den bösen Schein vermeiden, für Gefälligkeiten einflussreicher Freunde aus der Wirtschaft empfänglich zu sein.