CSU-General verzichtet auf Führen des Doktortitels
München (dpa) - Der neue CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer will seinen tschechischen Doktortitel nicht mehr länger führen. Eigentlich war ihm das auch bisher schon nur in zwei Bundesländern auf Grund von Ausnahmeregelungen erlaubt.
Mit seinem völligen Verzicht reagierte Scheuer auf einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Er habe sich dafür entschieden, „vom Führen des Titels künftig völlig abzusehen“, schrieb Scheuer in einer kurzen Erklärung, über die zuerst die „Bild“-Zeitung“ (Samstag) berichtete.
Der niederbayerische Politiker hatte 2004 an der Prager Karls-Universität in deutscher Sprache über die politische Kommunikation der CSU promoviert. Da die dortige Arbeit nicht deutschen akademischen Standards entspricht, darf Scheuer den „Dr.“ ohne Zusatz in Deutschland eigentlich nicht führen - mit Ausnahme Berlins und Bayerns. Die FAZ hatte den seit 2005 bekannten Sachverhalt am Freitag auf ihrer Titelseite prominent aufgegriffen.
Seit 2011 gibt es zudem den Vorwurf, dass Scheuer in seiner Arbeit eine Passage über den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß aus einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung abgeschrieben haben könnte, die in Zusammenarbeit mit der Universität Münster erstellt wurde. Die „FAZ“ druckte am Freitag die in Teilen wortgleichen Absätze aus beiden Veröffentlichungen ab.
„Eine detaillierte Überprüfung der Arbeitsunterlagen für die Promotion hat ergeben, dass sich dort kein Textdokument der Universität Münster findet“, erklärte ein CSU-Sprecher auf Anfrage. „Andreas Scheuer wird gleichwohl die Universität Münster bitten, über Autorschaft und Entstehungsdatum des dortigen Textes Auskunft zu geben.“
Der Koalitionspartner SPD forderte Aufklärung. „Mit dem Verzicht auf den Doktortitel ist es noch nicht getan“, verlangte Bayerns SPD-Landesvorsitzender Florian Pronold, der auch Parlamentarischer Staatssekretär in Berlin ist. „Im Raum steht schließlich der Vorwurf des Plagiats.“
Die Grünen äußerten sich weniger zurückhaltend: „Wie heißt es nochmal bei der CSU: "Wer betrügt, der fliegt." Und was heißt das dann für Herrn Scheuer?“, twitterte Grünen-Fraktonschefin Katrin Göring-Eckardt.
Die Passauer Staatsanwaltschaft hatte 2006 Ermittlungen wegen möglichen Titelmissbrauchs eingestellt, neue Ermittlungen wegen Plagiatsverdachts gegen Scheuer gibt es nach Angaben der Behörde vom Freitag nicht.