Das Kandidaten-Karussell der FDP

In der Nachfolge-Debatte werden vor allem drei Namen genannt.

Berlin. Drei Prozent? Die neuste Forsa-Umfrage, die die Liberalen am Dienstag in die Bedeutungslosigkeit abstürzen sah, hatten die Experten in der Berliner FDP-Zentrale nicht anders erwartet. „Es macht sich nie gut, wenn eine Partei am Stuhl ihres Vorsitzenden sägt, egal wie unbeliebt er auch sein mag“, so die Lageeinschätzung unter den liberalen Analytikern.

Nachdem es zu Wochenbeginn noch so aussah, dass durch eine Vielzahl von Solidaritätsadressen aus Präsidium und Vorstand eine Beruhigung der „schlimmsten Krise seit Möllemann“ eintreten würde, rissen am Dienstag im Angesicht des demoskopischen Tiefstandes kaum verschorfte Wunden wieder auf: Der niedersächsische Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) verlangte ein Trennung von Regierungs- und Parteiamt.

Nun ist Philipp Rösler Chef des niedersächsischen Landesverbandes. Der Gesundheitsminister mahnte „Geschlossenheit“ vor allem in seinem Landesverband an.

Nun gilt der 37-jährige promovierte Mediziner als jemand, der sofort einspringen könnte, wenn Guido Westerwelle tatsächlich seinen Rückzug vom Amt des Parteivorsitzenden bekannt geben würde. Auf den Parteitagen legt der gerne frei sprechende Jungstar glanzvolle Auftritte hin. Das Gesundheitsministerium manage er „nach einem Jahr vergleichsweise ordentlich“, sagt ein Alt-Liberaler. Ein Nachteil: Rösler ist in Berlin nicht sesshaft, sucht nach einer passenden Wohnung für Frau und Kinder.

Rainer Brüderle wäre „schon wegen seines Alters das falsche Signal an Basis und Bevölkerung“, sagt ein junger Liberaler über den 65-jährigen Rheinland-Pfälzer. Der Diplomvolkswirt ist aber in der Partei extrem beliebt.

Das hängt nicht nur mit dem umgänglichen, menschennahen Stil des Weinliebhabers und Wirtschaftsministers zusammen: Was ihm hoch angerechnet wird, ist der Erfolg, den er im Zusammenhang mit der Opel-Politik der Bundesregierung vorweisen kann. Er ist in der staatlichen Subventionierungsfrage hart geblieben. Sein Nachteil: Der gebürtige Berliner ist alles andere als ein guter Redner. Ein zweiter Makel: Er wäre — für alle erkennbar — allenfalls eine Übergangslösung.

Der 31-jährige Generalsekretär Christian Lindner aus Wermelskirchen ist ein glänzender Redner mit einer gut strukturierten Gedankenführung. Doch seine letzten Auftritte waren eher glanzlos. Er stößt an seine Grenzen, wenn er in Pressekonferenzen und Hintergrundgesprächen die liberale Misere und jene Westerwelles erklären muss.

Intern wird ihm zudem schlechtes Krisenmanagement vorgehalten. Nicht nur, dass er nicht in der Lage war, die innerparteiliche Kritik am Vorsitzenden einzudämmen: Auch die Wikileaks-Affäre um Westerwelles gesprächigen Büroleiter „hat Lindner völlig falsch eingeschätzt“, wie man in der FDP-Zentrale hört.