Umstrittene Embryonen-Tests: Kompromiss in Sicht

Der Bundestag will eine Gesetzeslücke schließen.

Berlin. Es waren in den vergangenen Jahren stets Sternstunden des Parlaments, wenn sich Abgeordnete über Parteigrenzen hinweg zu gemeinsamen Gruppenanträgen zusammenfanden. Gekämpft wurde dabei allein um die Sache — und nicht um die Mehrheit für die eigene Fraktion.

Die ersten Stellungnahmen der drei fraktionsübergreifenden Lager Pro und Contra Präimplantationsdiagnostik (PID) lassen erwarten, dass der Bundestag erneut vor einer solchen parlamentarischen Sternstunde steht.

Es geht um etwa 100 bis 200 Fälle pro Jahr. Betroffen sind Paare, die sich ihren Kinderwunsch nur mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung erfüllen können. Aber da ist die Sorge um mögliche Erbkrankheiten, häufig auch schon die Erfahrung mit einem ersten behinderten Kind — oder gar die Angst vor einer Tot- oder Fehlgeburt.

Die moderne Medizin könnte heute helfen: Mit der PID lassen sich solche Gefährdungen weitgehend ausschließen. Die im Reagenzglas erzeugten Embryonen werden auf Erbschäden untersucht — und in der Petrischale entsprechend aussortiert. Sie werden der Mutter nicht eingepflanzt und sterben ab — wie übrigens auch die vielen anderen überzähligen Embryonen, die bei jeder künstlichen Befruchtung ohnehin entstehen.

Als das strenge deutsche Embryonenschutzgesetz 1991 ebenfalls nach einem fraktionsübergreifenden Kompromiss vom Bundestag verabschiedet wurde, gab es die PID-Technik in der Bundesrepublik noch nicht. Juristen sprechen heute von einer Grauzone. Im Juli entschied der Bundesgerichtshof, dass die PID zur Entdeckung schwerer genetischer Schäden des künstlich erzeugten Embryos kein strafbarer Verstoß gegen geltendes Recht darstellt.

Der Ethikrat will im Februar seine Empfehlung über den weiteren Umgang mit der PID vorlegen. Auch die Nationalakademie Leopoldina ist involviert. Im Bundestag sammeln sich seit Wochen verschiedene Abgeordnetengruppen, die zusammen mit Experten aus der Wissenschaft oder den Kirchen an Eckpunkten oder auch schon an Gesetzesentwürfen in Sachen PID feilen.