Das Saarland will zweisprachig werden

Bis 2030 soll jeder Bürger des Bundeslandes auch Französisch sprechen können.

Das Saarland will zweisprachig werden
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Saarbrücken. Französisch parlierende Kunden in Geschäften und Restaurants, französische Beschriftung in Theatern und Museen — im Saarland gehört die gelebte Nachbarschaft mit den Lothringern längst zum Alltag.

Das Problem: Immer noch hapert es oft mit der Verständigung. Das will die Landesregierung ändern, mit einer „Frankreichstrategie“ soll das Land ein Alleinstellungsmerkmal unter den Bundesländern bekommen.

„Das Saarland soll als Brücke nach Deutschland und als Tor zu Frankreich unentbehrlich und unumgänglich werden“, wirbt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).

Ein ambitioniertes Kernziel dabei: Bis 2030 sollen die Saarländer im Alltag genauso selbstverständlich Französisch sprechen wie Deutsch. Mit der Ankündigung sorgt Kramp-Karrenbauer über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen.

Selbst der britischen BBC war das eine Meldung wert. Denn immerhin wäre das Saarland damit das einzige flächendeckend zweisprachige deutsche Bundesland.

Die Regierenden in Saarbrücken arbeiten schon seit mehr als einem Jahrzehnt — mal mehr, mal weniger — daran, dass die Saarländer schon mit der Sprache des Nachbarn aufwachsen. Mit einigem Erfolg: Nach dem Schulbericht des Statistischen Bundesamtes lernten im Saarland 2011 bereits 58 Prozent der Schüler Französisch — mehr als doppelt so viele wie in Baden-Württemberg (26 Prozent) oder Rheinland-Pfalz (24 Prozent. Bundesweit waren es 18,8 Prozent.

Auch die Zahl deutsch-französischer Kindertagesstätten ist gewachsen. Gab es laut Bildungsministerium 1998 erst 29, so sind es jetzt 180. Und mittelfristig soll in der Hälfte der 460 Kitas im Land wenigstens je eine Erzieherin Französisch mit den Kindern sprechen.

1955 hatten die Saarländer in einer Volksabstimmung beschlossen, dass sie Teil der Bundesrepublik Deutschland werden wollten. Das Gebiet war zeitweise auch französisch.

Auch in den saarländischen Schulen hat sich seitdem einiges getan. Alle Schüler lernen bereits ab der dritten Klasse Französisch. Das soll künftig bereits in der 1. Klasse geschehen.

Und an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen soll nicht nur in speziellen Sprachkursen, sondern auch in anderen Fächern wie Kunst und Sport möglichst flächendeckend Französisch gesprochen werden.

Mehr Geld für die Frankreichstrategie kann das hoch verschuldete Land derzeit indes nicht berappen. Bildungsminister Ulrich Commerçon stellte klar: „Selbstverständlich müssen wir die Schuldenbremse einhalten. Aber wir reden hier ja von einer Vision, die über die nächsten 30 Jahre und nicht in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden soll.“