Denkmal für Sinti und Roma in Berlin eingeweiht (mit Video)
Berlin (dpa) - Nach 20 Jahren Streit ist das Denkmal für die in der Nazi-Zeit ermordeten Sinti und Roma in Berlin eingeweiht worden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief am Mittwoch dazu auf, den Völkermord an Hunderttausenden als „Zigeuner“ verfolgten Menschen als Mahnung für die Zukunft zu verstehen. „Das sind wir den Toten schuldig und das sind wir den Überlebenden schuldig.“
Gemeinsam mit Bundespräsident Joachim Gauck und zahlreichen Roma-Vertretern gedachte sie an dem Mahnmal neben dem Reichstag in einer Schweigeminute der Opfer. Der israelische Künstler Dani Karavan hat auf dem Gelände eine große schwarze Wasserschale geschaffen, aus der täglich als Zeichen des Lebens eine Rose emporsteigt. „Dieses Denkmal ist ein Ort der Hoffnung, dass sich solche ungeheuren Verbrechen niemals wiederholen“, sagte Karavan.
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, warnte vor fast 1000 Gästen vor einem neuen, gewaltbereiten Rassismus gegen seine Minderheit. Für besondere Betroffenheit sorgte der niederländische Zeitzeuge Zoni Weisz, der von der Ermordung seiner Eltern und Geschwister durch die Nazis berichtete. „Nichts, fast nichts hat die Gesellschaft daraus gelernt, sonst würde man jetzt auf andere Art und Weise mit uns umgehen“, kritisierte der 75-Jährige.
Auch Merkel sagte, Sinti und Roma litten heute erneut unter Ausgrenzung und Ablehnung. Nicht nur die Politik, jeder einzelne sei aufgerufen, sich jedweder Art von Diskriminierung zu widersetzen. Einer der Gäste rief der Kanzlerin nach ihrer Rede zu: „Was ist mit den Abgeschobenen, Frau Merkel? Das sind auch Roma, die wollen hierbleiben.“
Wie das nahe gelegene Holocaust-Mahnmal für die ermordeten Juden Europas gehört das Sinti-Denkmal zum Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung. „Das Denkmal macht unmissverständlich deutlich, dass wir die Verbrechen an Sinti und Roma nicht verdrängen, nicht vergessen“, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).
Nach einem ersten Beschluss der Bundesregierung 1992 hatte es um den Erinnerungstext jahrelang Streit mit den Opferverbänden gegeben. Später sorgten Auseinandersetzungen zwischen dem Künstler und der Berliner Bauverwaltung für weitere Verzögerungen. Jetzt informiert eine von einer Expertengruppe erarbeitete Chronologie auf großen Glastafeln über den Völkermord.