Eine Linie gegen den Schilderwald
Bordsteinmarkierungen könnten bald Verkehrszeichen ersetzen.
Berlin. Bund und Länder wollen den Schilderwald entlang der deutschen Straßen behutsam abbauen. Ein Vorschlag ist, Halte- und Parkverbotsschilder durch gelbe Fahrbahnrandmarkierungen und Bordsteinkanten zu ersetzen, so wie das in England, Belgien, Italien und den Niederlanden der Fall ist.
Verkehrsexperten der Koalition finden den Plan grundsätzlich gut, und seit 2009 sollte bereits ein auf Landesebene augehandelter Versuch laufen — doch passiert ist wenig.
Laut Beschluss sollten in Hamburg probeweise Fahrbahnrand-Markierungen und Bordsteinkanten gelb gestrichen werden und so die Halte- und Parkverbotsschilder ersetzen. Eine durchgehende, gelbe Linie soll signalisieren, dass man am Fahrbahnrand mit dem Auto nicht stehenbleiben darf. Bislang ist der Plan aber aus Kostengründen noch nicht umgesetzt worden.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gehört aber weiterhin zu den Unterstützern der gelben Linien. Allerdings müssten sie von den Ländern finanziert werden. Da dies noch nicht abschließend geklärt ist, liegt das Projekt derzeit auf Eis. Aus Ramsauers Ministerium heißt es, man sei gesprächsbereit, falls ein Land den Modellversuch durchführen wolle.
Vekehrsexperten der schwarz-gelben Koalition machen derweil Druck. Die Reduzierung des Schilderwaldes führe zu mehr Sicherheit und weniger Bürokratie, so der FDP-Mann Oliver Luksic. Die anfallenden Kosten sieht er nicht als Hindernis. „Der kurzzeitige Mehraufwand rechnet sich langfristig.“ Die Initiative müsse daher jetzt von den Ländern umgesetzt werden.
Unions-Experte Gero Storjohann ergänzt: „Die Durchführung des Modellversuchs wäre interessant.“ Dann zeigten sich eventuell auch Schwierigkeiten aufgrund der Wetterverhältnisse in Deutschland.
Schnee könne schließlich die gelben Linien verdecken, so Storjohann. Ob mit oder ohne gelbe Linie, der Schilderwald bleibt in Deutschland ein Problem: Im Durchschnitt steht an den Straßen alle 28 Meter ein Schild. Experten betonen, dass es viel mehr gibt, als ein Autofahrer wahrnehmen kann.
Dadurch werde die Verkehrssicherheit gefährdet. Mehr als 600 Schilder finden sich in der Straßenverkehrsordnung, allein von der blauen Tafel mit dem „P“ für Parken gibt es an die 30 Varianten. Während einige Kommunen abbauen, forsten viele andere weiter auf. Billig ist das nicht — der Preis pro Zeichen beträgt durchschnittlich 350 Euro.