Bilanz Die ersten 100 Tage: So hat sich AKK geschlagen

Berlin · Seit Dezember 2018 führt Annegret Kramp-Karrenbauer die CDU – Zeit für eine erste Bilanz.

Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Bundesvorsitzende, ist seit 100 Tagen im Amt.

Foto: dpa/Stefan Sauer

Die Beliebtheitswerte der neuen CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer, die seit 100 Tagen im Amt ist, sind laut ZDF-„Politbarometer“ deutlich zurückgegangen. Sie fiel von Platz vier auf Platz fünf, wie die am Freitag veröffentlichte Befragung der Forschungsgruppe Wahlen ergab. Auf der Skala der Beliebtheitswerte kam sie nur noch auf 0,7, nachdem sie vor drei Wochen bei 1,4 gelegen hatte. Wie sich AKK seit ihrer Wahl geschlagen hat – eine Bilanz.

Auftreten

„Es Annegret“, wie die Frau im heimischen Saarland genannt wird, ist sich auch in Berlin treu geblieben. Parteifreunde betonen, sie sei sehr „nahbar“. AKK redet mit allen und hört zu. Als Zeichen der Kollegialität zog sie im Konrad-Adenauer-Haus nicht ins Büro der Vorsitzenden, sondern blieb eine Etage darunter, gleich neben dem Büro ihres „Generals“ Paul Ziemiak. Noch gibt es kaum Klagen über sie, stattdessen genießt die Chefin Anerkennung in allen Lagern der CDU. Selbst bei der Schwesterpartei CSU ist man „sehr zufrieden“ mit der Neuen. Ähnlich wie Merkel ist AKK uneitel.

Reden

Sie hat sich mächtig gesteigert. Schon auf dem Parteitag im Februar vergangenen Jahres, als sie zur Generalsekretärin gewählt wurde, überraschte sie mit einem kämpferischen Auftritt. Als sie dann im Dezember in Hamburg für den CDU-Vorsitz gegen Friedrich Merz und Jens Spahn kandidierte, hielt sie die beste Rede der Bewerber. Und voll des Lobes waren Beobachter für ihren Auftritt beim politischen Aschermittwoch in Demmin – die Rede sei angriffslustig und gut aufgebaut gewesen. In Demmin trat sie ihren Kritikern wegen ihres Karnevalsscherzes über das dritte Geschlecht scharf entgegen.

Pannen

Ob der Karnevalsscherz ihr geschadet hat? Eher nicht. Allerdings wurde in Berlin hitzig da­rüber debattiert. Auch über die Frage, ob eine CDU-Vorsitzende, die Kanzlerin werden will, noch als Putzfrau Gretel in die Bütt steigen sollte. Kramp-Karrenbauer hat sich gewehrt, die Kritik als „künstlich“ bezeichnet. Das kam vielfach gut an in der Partei, wohl auch bei vielen Bürgern. Denn sie hat das verbreitete Gefühl aufgegriffen, dass bei manchen Debatten die Verhältnismäßigkeit nicht mehr stimmt. Jedenfalls will AKK auch anecken, um ihr Profil zu schärfen. Das ist in den ersten 100 Tagen gelungen.

Strategie

Kramp-Karrenbauer fährt eine Doppelstrategie: Sie grenzt sich von Merkel ab und gibt sich klar konservativ, etwa in der Flüchtlingspolitik. Das soll auch mögliche AfD-Rückkehrer anlocken. Anderseits präsentiert sie sich sozial, um die Merkel-Anhänger nicht zu verärgern. Und um die Union anschlussfähig in alle Richtungen zu halten. Das Problem ist, dass sie damit auch schnell beliebig wirken könnte.

Ziel

Das Ziel ist eindeutig die Kanzlerschaft. Das ist in den ersten 100 Tagen deutlich geworden. Sie hat auf den flammenden Pro-Europa-Appell des französischen Präsidenten Macron geantwortet, nicht die Kanzlerin. Schritt für Schritt übernimmt AKK das Ruder von Merkel. In enger Abstimmung mit ihr. Beide kommunizieren täglich, auch nimmt die CDU-Vorsitzende regelmäßig an der Morgenlage im Kanzleramt teil. Vermutlich wird sie die Runde eines Tages selber leiten. Nur wann genau, weiß noch keiner.